Nach einem starken Start mit über zwei Millionen verkauften Einheiten im ersten Monat kämpft Tekken 8 aktuell mit ernstzunehmenden Problemen im kompetitiven Bereich. Besonders der jüngste Season-2-Patch hat die internationale eSports-Community erschüttert – und wirft Fragen nach der zukünftigen Entwicklung der Fighting-Game-Ikone auf.
Balance aus dem Gleichgewicht
Im Mittelpunkt der Kritik steht der umfangreiche Patch zur zweiten Season. Ursprünglich als Maßnahme zur Stärkung defensiver Spielweisen angekündigt, hat das Update fast allen Charakteren neue Moves spendiert – mit teils drastischen Auswirkungen auf die Meta. Viele dieser neuen Angriffe begünstigen offensive Strategien, wodurch der versprochene Fokus auf Verteidigung aus Sicht vieler Profis ins Gegenteil umgeschlagen ist.
Top-Spieler beklagen, dass Matches nun noch schneller und chaotischer verlaufen. Für eine Szene, die auf präzises Timing, Mindgames und tiefes Matchup-Wissen setzt, sind solche radikalen Eingriffe in die Spielmechanik ein harter Schlag. Die Fähigkeit, ein Spiel über Monate hinweg zu lernen und zu meistern, verliert durch die ständigen Balance-Verschiebungen an Bedeutung – was gerade im Turnierumfeld zum Problem wird.
Boykottaufrufe und Streaming-Pause
In sozialen Netzwerken und Foren machen sich Frustration und Enttäuschung breit. Einige bekannte Persönlichkeiten aus der Szene haben sogar einen temporären Rückzug angekündigt. Der deutschsprachige Content Creator PhiDX etwa erklärte, dass er sich nicht rechtzeitig auf die drastischen Änderungen vorbereiten könne – und pausiert vorerst seine Tekken 8-Streams.
Auch international werden erste Boykottaufrufe laut. Mehrere Profis kündigten an, sich stattdessen anderen Titeln wie Street Fighter 6 oder Guilty Gear zuzuwenden, zumindest bis die Lage sich stabilisiert. Für ein Spiel, das eigentlich den Anspruch hatte, die neue Speerspitze des Fighting-eSports zu werden, ist das ein alarmierendes Signal.
Ein Arcade-Vergleich, der schmerzt
Ein oft genannter Kritikpunkt ist der Verzicht auf eine Arcade-Version vor dem Konsolen-Launch. Frühere Tekken-Titel wurden typischerweise zwei Jahre lang in japanischen Spielhallen getestet, bevor sie weltweit veröffentlicht wurden. Diese Phase erlaubte es den Entwicklern, Feedback zu sammeln, Charaktere zu balancen und die Spielmechanik zu verfeinern.
Tekken 8 hingegen wurde direkt für PC und Konsole gelauncht – ohne dieses bewährte Sicherheitsnetz. Das Ergebnis: ein Spiel, das für viele zu unausgereift wirkt, um als verlässliche Grundlage für eSports-Turniere zu dienen.
Spielerzahlen brechen ein
Auch ein Blick auf die aktuellen Steam-Zahlen unterstreicht die wachsende Unzufriedenheit. Während der Höchststand kurz nach Launch noch bei knapp 50.000 gleichzeitigen Spielern lag, pendelt sich die Zahl mittlerweile bei etwa 6.500 ein – Tendenz fallend. Für ein Franchise dieses Kalibers ein deutliches Warnsignal.
Hoffnung aus Köln
Trotz der internationalen Turbulenzen gibt es aus deutscher Sicht auch Lichtblicke. Beim European TEKKEN Cup 3, der im Februar 2025 in Köln stattfand, konnte sich der deutsche Spieler Nino souverän durchsetzen und den Titel holen. Für viele Fans hierzulande war das ein wichtiger Motivationsschub – auch wenn die Zukunft des kompetitiven Tekken 8 derzeit mehr Fragen als Antworten aufwirft.
Ob Bandai Namco in der Lage sein wird, das Spiel durch weitere Updates wieder ins Gleichgewicht zu bringen, bleibt abzuwarten. Klar ist: Die Zeit drängt – nicht nur für die Profis, sondern für die gesamte Szene.