Korruption, manipulierte Runden, direkte Verbindung zu Wett-Syndikaten – der ATOX-Skandal ist nicht einfach ein Regelverstoß. Er ist eine Ansage. Und sie trifft die Counter-Strike-Szene mit voller Wucht.
Sieben Personen aus dem Umfeld des mongolischen Teams wurden nachgewiesen in Spielmanipulationen verwickelt. Die Sperren der Esports Integrity Commission (ESIC) sind hart – und absolut notwendig. Denn ohne Integrität ist Esport nichts wert.
Wie alles aufflog: Verdächtige Wetten und gezielte Fehler
Auslöser war die ESL Pro League Season 20. Auffällige Wettmuster auf ATOX-Spiele sorgten bei Buchmachern für Alarm. Die ESIC wurde aktiv – und was dabei ans Licht kam, war mehr als ein Einzelfall.
Mehr als 70 verdächtige Wetten liefen über Accounts, die direkt mit ATOX-Spielern und -Staff verbunden waren – inklusive IPs, Geräte-IDs und Zahlungsdaten. Interne Chats, Taktikdokumente, Gesprächsaufzeichnungen: Die Beweise waren eindeutig. Das Ziel war klar – Spiele gezielt sabotieren, um über Wetten Profit zu machen.
Die Hauptakteure – und was sie getan haben
Im Zentrum: Gan-Erdene „dobu“ Batbold und Bat-Enkh „kabal“ Batbayar. Beide wurden lebenslang gesperrt. Sie bestachen Mitspieler, manipulierten Taktiken, pflegten Kontakte zur Wettmafia. Dazu Analyst Ana-Erdene „nuka“ Baasantogtokh, der als Drahtzieher im Hintergrund galt. Auch er: lebenslange Sperre.
Der damalige Coach und Geschäftsführer Tuguldur „FlyNN“ Gansukh erhielt drei Jahre Sperre – wegen Unterlassung und Duldung. Weitere Beteiligte wurden für acht bis zwölf Monate ausgeschlossen. Jeder wusste etwas. Niemand meldete etwas. Die Szene zieht jetzt die Konsequenzen.
So wurde manipuliert: Warum es so effektiv war
Die Manipulation war nicht plump. Sie war geplant, subtil und systematisch. Spieler verloren bewusst einzelne Runden, gaben falsche Infos, verzögerten Calls. Manchmal reichte ein kleiner Fehler zur richtigen Zeit – der Ausgang war abgesichert. Der Chat lief verschlüsselt, die Absprachen über sichere Kanäle, das Geld floss via Wett-Syndikate aus China.
Und das Schlimme: Viele Details wären ohne digitale Forensik nie aufgefallen.
Die Folgen: Sperren, Vertrauensverlust, Reputationsschäden
Die lebenslangen Sperren sind ein klares Statement. ATOX darf an keinem größeren Turnier mehr teilnehmen. Sponsoren haben sich sofort zurückgezogen. Das Team ist verbrannt – nicht nur für die Saison, sondern auf lange Sicht.
Auch andere Organisationen sind unter Zugzwang. Wer keine Kontrolle über seine internen Prozesse hat, steht schnell unter Generalverdacht. Teams müssen jetzt zeigen, dass sie ihre Leute im Griff haben – oder sie riskieren, als Nächstes auf der Liste zu stehen.
Für die Spieler: Karriere vorbei, Stigma für immer
Für dobu, kabal und nuka ist das Kapitel Esport abgeschlossen. Auch ohne aktive Sperre würde sie keine Organisation mehr anfassen. Die Namen sind verbrannt. Selbst für Nebenrollen – Analyst, Stream-Coach, Community-Manager – ist die Tür zu.
Was bleibt, ist ein Image, das nicht mehr zu reparieren ist. Wer einmal beim Fixing erwischt wurde, bleibt draußen. Punkt.
Was jetzt passieren muss – und was sich schon verändert
Die ESIC hat schnell reagiert, aber jetzt muss die Branche nachziehen. Mehr Kontrolle, mehr digitale Überwachung, mehr Aufklärung – nicht als PR-Maßnahme, sondern als Standard.
Seit dem ATOX-Skandal wurden bereits erste Schritte umgesetzt:
- Echtzeitüberwachung von IPs und Zugriffen
- Interne Compliance-Verpflichtungen für Orgas
- Finanzprüfungen bei auffälligen Spielverläufen
- Härtere Strafen – auch bei Mitwisserschaft
Die Zusammenarbeit mit internationalen Behörden wird ebenfalls ausgebaut. Wer sich also immer noch für unantastbar hält, sollte genau hinschauen.