Die bekannte Esport-Organisation Zero Tenacity (ZT) hat am 29. Mai 2025 offiziell ihren Rückzug aus dem professionellen VALORANT-Wettbewerb verkündet. Nach mehreren erfolgreichen Jahren im europäischen Tier-2-Bereich beendet das Team damit seine Ambitionen im Riot-Shooter – zumindest vorerst.
In einem öffentlichen Statement äußerte sich die Organisation kritisch zur aktuellen Struktur des VALORANT-Wettbewerbs unterhalb der Franchise-Ligen. Die Entscheidung sei nach „langer und gründlicher Abwägung“ getroffen worden und gelte mit sofortiger Wirkung.
Tier-2-Esport unter Druck: Fehlende Perspektiven als Hauptgrund
ZT hebt besonders das schwache Fundament des Tier-2-Ökosystems als ausschlaggebenden Faktor hervor. Es mangele an finanzieller Nachhaltigkeit, planbarer Zukunft und klaren Aufstiegsmöglichkeiten in die VCT. Trotz großem Engagement und Turniererfolgen sei es kaum möglich, langfristig zu wirtschaften oder Talente professionell zu entwickeln.
Die Kritik richtet sich damit indirekt auch an Riot Games. Zwar wurde VALORANT mit dem Ziel gestartet, ein durchgängiges Esport-System zu etablieren – doch gerade im nicht-franchisierten Bereich häufen sich die Beschwerden.
Kein Einzelfall: Auch andere Teams kehren VALORANT den Rücken
ZT ist nicht die erste Organisation, die sich aus dem VALORANT-Esport verabschiedet. Der Rückzug folgt einem Trend, der sich durch mehrere Regionen zieht:
- Acend Club, Sieger der ersten VALORANT-Weltmeisterschaft 2021, hat sich ebenfalls zurückgezogen. Hauptkritikpunkt: eine „feindliche Umgebung“ im Tier-2-Bereich.
- Disguised (DSG) beendete seine Teilnahme an der VALORANT Challengers League SEA, nachdem Co-Streaming durch einen Exklusivvertrag mit der Plattform SOOP untersagt wurde.
- Bleed Esports wurde sogar direkt von Riot Games aus der VCT Pacific entfernt, da man wiederholt gegen Regularien verstoßen hatte.
- The Union aus Brasilien äußerte Unverständnis über das überarbeitete Challengers-Format und zog Konsequenzen.
- Made in Thailand (MiTH) pausiert derzeit sein VALORANT-Engagement, da es laut eigenen Angaben an klarer Kommunikation und Unterstützung seitens des Publishers mangelt.
Diese Entwicklung zeigt, dass sich eine wachsende Zahl an Teams unterhalb der Top-Ligen nicht mehr mit den bestehenden Bedingungen identifizieren kann.
Fokuswechsel: League of Legends und Counter-Strike 2 im Zentrum
Zero Tenacity betont, dass der Ausstieg nicht gleichbedeutend mit einem dauerhaften Abschied sei. Sollte sich die Situation in Zukunft verbessern – etwa durch mehr finanzielle Anreize, ein transparenteres Ligasystem und verlässliche Förderung –, sei ein Comeback durchaus möglich.
Bis dahin richtet sich der Fokus des Teams verstärkt auf andere Titel, allen voran League of Legends und Counter-Strike 2. In beiden Spielen hat sich ZT in den vergangenen Monaten solide Strukturen aufgebaut und strebt dort weitere Erfolge an.
Ein Weckruf für Riot Games?
Der Rückzug von Zero Tenacity ist mehr als nur ein Einzelfall. Er zeigt deutlich, dass nachhaltiger Esport nicht allein von globalen Top-Events lebt, sondern dass auch die zweite Reihe entsprechende Strukturen braucht.
Wenn Riot Games den ambitionierten Anspruch eines offenen, dynamischen Esport-Ökosystems weiterhin ernst meint, wird eine Neuausrichtung im Tier-2-Bereich unumgänglich. Nur so lässt sich verhindern, dass weitere Organisationen das Handtuch werfen – und dem Spiel langfristig die Grundlage für gesunde Wettbewerbsstrukturen entzogen wird.