Apex Legends: Hambino verweigert den World Cup

Jana Radu
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Ein Mann spielt Apex Legends am PC.
Image credit: Lukmanazis / Shutterstock.com

Ein Boykott bringt die Apex-Szene ins Wanken. Profi-Spieler Hambino hat öffentlich gemacht, dass er nicht beim Esports World Cup in Saudi-Arabien antreten wird – aus Überzeugung. Die Debatte rund um den Austragungsort flammt damit neu auf. Schon seit Monaten wird kritisiert, dass das Land als Gastgeber internationaler Gaming-Events problematisch ist. Jetzt steht nicht nur das Turnier, sondern ein ganzes Wertesystem im Fokus.

Warum Saudi-Arabien für Unruhe sorgt

Saudi-Arabien investiert massiv in internationale Sport- und Kulturveranstaltungen. Doch gerade im Gaming-Bereich reagiert die Community sensibel. Der Grund liegt auf der Hand: Die Menschenrechtslage im Land kollidiert mit dem Selbstverständnis vieler Spiele und ihrer Zielgruppen. Besonders queere Menschen und Frauen sehen sich in Saudi-Arabien struktureller Diskriminierung und rechtlicher Unsicherheit ausgesetzt – ein Fakt, der durch nichts zu relativieren ist. Dass genau hier nun eines der größten Apex-Turniere stattfindet, wirkt auf viele wie ein Schlag ins Gesicht.

Inklusives Spiel, fragwürdiger Rahmen

Apex Legends stellt sich in der Außendarstellung gerne als diverses, offenes Spiel dar. Viele der spielbaren Charaktere sind queer, das Marketing spricht bewusst eine breite und bunte Zielgruppe an. Doch was passiert, wenn dieses Bild nicht mit der Realität des Turniers übereinstimmt? Hambino zieht Konsequenzen und bleibt dem Event fern. Stattdessen kündigt er an, sein mögliches Preisgeld an queere Organisationen zu spenden – ein deutliches Zeichen in einer Szene, die zunehmend über politische Verantwortung diskutiert.

Auch andere Profis äußern sich. ImMadness etwa kritisiert die scheinbare Doppelmoral der Veranstalter: Ein Spiel, das Vielfalt promotet, könne nicht in einem Land ausgetragen werden, in dem genau diese Vielfalt unterdrückt wird. Der Druck auf die Esports World Cup Foundation wächst – nicht zuletzt, weil das Event mit saudischem Staatsgeld finanziert wird. Die Frage, ob wirtschaftliche Interessen über grundlegenden Werten stehen dürfen, wird immer lauter gestellt.

Was Hambinos Boykott auslöst

Die Entscheidung hat Konsequenzen – sportlich wie symbolisch. Sein Team muss mit Ersatz antreten, Hambino selbst verliert wichtige Championship-Punkte für die Global Series. Damit riskiert er seinen Platz beim großen Finale der Saison. Doch der Schritt zeigt Wirkung. Die Diskussion ist in vollem Gange, auch andere Spiele wie GeoGuessr wurden bereits aus dem Line-up gestrichen. Immer mehr Spieler stellen ihre Teilnahme infrage. Der Esport wird politisch – nicht in seiner Inszenierung, sondern in den Entscheidungen seiner Akteure.

Eine Community, die Haltung zeigt

Was früher hinter verschlossenen Türen diskutiert wurde, findet jetzt in aller Öffentlichkeit statt. Spieler, Fans und Content Creator melden sich zu Wort. In der Apex-Szene mehren sich offene Briefe, Boykott-Aufrufe und klare Ansagen an die Veranstalter. Für viele geht es längst nicht mehr nur um ein Turnier, sondern um Haltung. Was ist das wert, was wir auf Events und Social Media feiern, wenn wir es nicht konsequent vertreten?

Auch Organisationen außerhalb der Gaming-Blase beobachten die Entwicklungen. Der Ruf nach ethischer Verantwortung bei der Wahl von Austragungsorten wird lauter. Die Szene beginnt, sich selbst kritisch zu hinterfragen – und das mit einer Klarheit, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre.

Ein Umbruch im Esport?

Hambinos Absage ist ein Einschnitt. Nicht, weil er allein damit steht, sondern weil sie eine Welle auslöst, die längst über den Einzelfall hinausgeht. Der Esport wächst, wird globaler, sichtbarer – und damit auch angreifbarer. Die Frage, welche Werte in dieser Welt zählen sollen, stellt sich neu. Und sie wird nicht zuletzt von denen beantwortet, die Woche für Woche vor Millionen Publikum antreten.

Ob sich in Zukunft etwas an der Vergabepraxis großer Turniere ändern wird, bleibt offen. Aber klar ist: Die Szene hat ihre Stimme gefunden – und sie wird gehört. Wer Apex spielt, wer Esport lebt, steht heute nicht mehr nur für Skill und Taktik, sondern auch für Haltung. Und genau das verändert gerade die Spielregeln.

Jana ist leidenschaftliche Gamerin, Technikfan und wandelndes Lexikon für alles rund um Esports, RPGs und Retro-Konsolen. Seit ihrer Kindheit begeistert sie sich für digitale Welten und hat sich über die Jahre ein beeindruckendes Fachwissen aufgebaut – von Speedruns bis hin zu Hardware-Tweaks. Wenn sie nicht gerade in Fantasy-Universen abtaucht, schreibt sie über Gaming-Trends oder tüftelt an ihrem Streaming-Setup. Für Jana ist Gaming mehr als ein Hobby.