Apex-Legends-Profi Hambino vom Team Orchid hat öffentlich seinen Rückzug vom Esports World Cup (EWC) 2025 erklärt. Der Grund: die Menschenrechtslage im Gastgeberland Saudi-Arabien. Als trans Person befürchtet Hambino ernsthafte Gefahren für seine Sicherheit – und kritisiert offen, dass eine Teilnahme für ihn lebensgefährlich sein könnte.
Trotz dieser Bedenken lehnte Publisher Electronic Arts (EA) laut Hambino eine Notfall-Auswechslung innerhalb des Teams ab. Obwohl ein Ersatzspieler bereitstand, verweigerte EA die Erlaubnis zur Teilnahme unter geänderter Besetzung. Diese Entscheidung hat nicht nur sportliche Konsequenzen für das Team, sondern wirft erneut Fragen zur Verantwortung großer Publisher in sensiblen geopolitischen Kontexten auf.
Konsequenzen für Team und Spieler
Der Esports World Cup ist das derzeit größte globale Esport-Event – eine Premiere für Apex Legends. Als Teil des Turnierkalenders ersetzt er dieses Jahr das Mid-Season-Playoff der Apex Legends Global Series (ALGS). Die Absage bedeutet, dass Hambino keine Championship Points sammeln kann – ein schwerer Rückschlag im Kampf um die Qualifikation zur ALGS Global Championship.
Trotz des sportlichen Verlustes setzt Hambino ein deutliches Zeichen. In seinem öffentlichen Statement kündigte er an, seinen Anteil am Preisgeld – das nun sein Ersatzspieler erhält – an Organisationen für queere Communitys zu spenden. Die Entscheidung hat innerhalb der Szene für breite Aufmerksamkeit gesorgt und wird von vielen Fans unterstützt.
Kritik an Austragungsort und EA
Saudi-Arabien steht immer wieder wegen seiner repressiven Gesetzgebung gegenüber LGBTQ+-Personen in der Kritik. Gleichgeschlechtliche Handlungen oder nicht-konforme Geschlechtsidentitäten werden dort kriminalisiert, mit harten Strafen bis hin zur Todesstrafe.
Zahlreiche Stimmen innerhalb der Esport-Community werfen dem Veranstalter, der Esports World Cup Foundation, sowie EA vor, diese Risiken bei der Turniervergabe ignoriert zu haben. Auch Publisher wie GeoGuessr hatten sich bereits vollständig aus dem EWC zurückgezogen – ebenfalls aus Protest gegen die Menschenrechtslage im Land.
Besonders kritisch wird gesehen, dass EA sein sonst öffentlich betontes Engagement für Inklusion und Diversität nicht mit konsequentem Handeln unterfüttert. Hambino selbst warf dem Unternehmen vor, LGBTQ+-freundliches Branding nur dann zu nutzen, wenn es kommerziell passt – und nicht, wenn Schutz oder Solidarität gefragt wären.
Wachsende Protestbewegung
Hambinos Rückzug ist kein Einzelfall. Auch andere Profis wie ImMadness (FURIA) oder ChrisCCH (Street Fighter) hatten aus ähnlichen Gründen ihre Teilnahme am EWC abgesagt oder sich kritisch geäußert.
Die Entscheidung, die ALGS in den EWC zu integrieren, wurde im Vorfeld bereits kontrovers diskutiert. Kritiker fordern, dass künftig wieder eigenständige internationale Apex-Turniere stattfinden – an Orten, die für alle Spieler*innen sicher zugänglich sind.
Ob EA in der kommenden Saison auf den wachsenden Protest reagieren wird, bleibt offen. Klar ist: Der Druck aus der Community wächst – und mit ihm der Wunsch nach mehr Verantwortung im internationalen Esport.
Signalwirkung für den Esport?
Hambinos Schritt zeigt, wie eng sportliche Entscheidungen und persönliche Integrität im modernen Esport miteinander verflochten sind. Sein Verzicht auf das wichtigste Mid-Season-Event des Jahres unterstreicht, dass ethische Fragen künftig eine noch größere Rolle spielen dürften – gerade wenn es um Standortwahl, Spielerrechte und das Image ganzer Turniere geht.
Die Szene schaut nun auf EA und andere Publisher: Bleibt es bei Lippenbekenntnissen zur Vielfalt – oder folgen bald echte strukturelle Konsequenzen?