Riot Games erlaubt ab sofort regulierten Wettanbietern, als Sponsoren in den professionellen Ligen von League of Legends und Valorant aufzutreten. Das betrifft in erster Linie die Top-Ligen der EMEA- und Amerika-Region. Die Entscheidung markiert eine Kehrtwende: Bislang war Glücksspielwerbung in Riots Esport-Ökosystem strikt untersagt.
Die Neuerung soll Teams finanziell entlasten und ihnen neue Partnerschaften ermöglichen. Hintergrund ist der zunehmende wirtschaftliche Druck, unter dem viele Esport-Organisationen derzeit stehen. Sponsoring durch Glücksspielunternehmen gilt in klassischen Sportarten längst als etabliert – nun zieht auch Riot nach, allerdings unter strengen Auflagen.
Riot setzt auf Kontrolle statt Verbote
Laut einem offiziellen Statement von John Needham, President of Esports bei Riot, wird die Integration regulierter Wettanbieter sorgfältig kontrolliert. Ziel sei es, einen „verantwortungsvollen Rahmen“ zu schaffen, der Risiken wie Spielmanipulation und problematisches Spielverhalten minimiert.
Konkret bedeutet das: Zwar dürfen Teams Partnerschaften mit Anbietern eingehen, die in ihrer jeweiligen Region legal lizenziert sind – Logos dieser Partner dürfen jedoch weder auf Trikots noch in offiziellen Riot-Broadcasts auftauchen. Auch direkte Werbung während League- oder Valorant-Streams bleibt verboten.
Teams sind außerdem verpflichtet, eigene Maßnahmen zur Integritätssicherung einzuführen, etwa in Form von Schulungen, Richtlinien oder Kontrollsystemen. Damit will Riot sicherstellen, dass finanzielle Interessen nicht die Wettbewerbsintegrität untergraben.
Kritik aus der Community bleibt nicht aus
Die Öffnung für Glücksspiel-Sponsoring stößt in Teilen der Community auf Kritik. Vor allem die junge Zielgruppe und der potenzielle Einfluss auf Minderjährige stehen im Fokus. Skeptiker warnen davor, dass auch mit Einschränkungen eine Normalisierung von Glücksspiel im Esport stattfindet – mit möglichen langfristigen Folgen für das Spielerverhalten.
Auch das Thema Match-Fixing ist ein sensibler Punkt. Frühere Skandale in anderen Spielen wie CS:GO zeigen, wie eng Wettmärkte und Spielmanipulation miteinander verflochten sein können. Riot betont zwar, durch gezielte Prüfmechanismen und Transparenz gegenzusteuern, doch das Misstrauen bleibt.
Ein Milliardenmarkt als Motivation
Ein Blick auf die Zahlen erklärt, warum Riot diesen Schritt geht: Allein im Jahr 2024 sollen Wetten auf Valorant und League of Legends weltweit rund 10,7 Milliarden US-Dollar umgesetzt haben – davon ein Großteil über nicht regulierte Anbieter. Riot will diesen Markt nicht länger ignorieren, sondern in kontrollierte Bahnen lenken.
Durch die Kooperation mit regulierten Wettunternehmen erhofft sich Riot nicht nur neue Einnahmen für sich und seine Partner, sondern auch eine Verlagerung der Wetten weg vom Schwarzmarkt hin zu lizenzierten, transparenten Angeboten.
Branche im Wandel – mit Vorbildcharakter?
Ob Riot mit diesem Modell einen verantwortungsvollen Mittelweg zwischen Monetarisierung und Integrität findet, bleibt abzuwarten. Der Publisher setzt auf strikte Regeln, regionale Lizenzen und Eigenverantwortung der Teams – ein Ansatz, der sich von der vergleichsweise unregulierten Praxis anderer Esport-Szenen abhebt.
Sollten die Maßnahmen greifen, könnte Riot zum Vorbild für andere Entwickler und Ligen werden. Misslingt jedoch die Balance, droht ein Imageschaden – nicht nur für Riot, sondern für den professionellen Esport insgesamt.