Das VALORANT Masters in Toronto steht kurz bevor – doch bei Team Liquid läuft nicht alles nach Plan. Mit Ayaz „nAts“ Akhmetshin fehlt ausgerechnet der wichtigste Mann im System. Der Grund: Sein Kanada-Visum ist weiterhin nicht bestätigt. Für Liquid bedeutet das einen harten Schlag zur denkbar ungünstigsten Zeit.
Der Taktgeber im Team fehlt
nAts ist für Team Liquid nicht einfach nur ein starker Spieler. Er ist das Zentrum des Spiels, sowohl was die Taktik als auch die Kommunikation betrifft. Seit seinem Wechsel zu Liquid 2022 hat er das Team geprägt – als Ingame-Leader, als ruhender Pol in Stressphasen, als Stratege mit Weitblick. Ohne ihn fehlt mehr als Aim. Es fehlt Struktur, Übersicht und ein Stück Identität.
Visumprobleme als wiederkehrendes Thema
Die Situation erinnert an alte Muster. Gerade Spieler aus Russland haben es schwer, schnell und zuverlässig Visa für internationale Events zu bekommen. Wochenlange Wartezeiten sind keine Seltenheit – und selbst bei frühzeitigem Antrag bleibt bis zuletzt Unsicherheit. Im Fall von nAts ist bisher keine Entscheidung gefallen. Das Eröffnungsspiel gegen Bilibili Gaming rückt näher, die Optionen werden weniger.
Neue Rollen, neues Risiko
Team Liquid muss reagieren. Ohne nAts muss das System verändert werden – mit Auswirkungen auf alle Teammitglieder. Rollen werden neu verteilt, Abläufe überarbeitet. Eingespielte Muster verlieren ihre Wirkung. In einem so taktisch dichten Spiel wie VALORANT kann das schon in den ersten Runden entscheidend sein. Fehler schleichen sich schneller ein, Kommunikation wird schwerer. Die psychologische Komponente ist nicht zu unterschätzen: Das Fehlen des Anführers erzeugt Unruhe.
Ersatzlösung unter Zeitdruck
Mit Erik „penny“ Penny steht ein Ersatz bereit. Der Kanadier bringt Erfahrung und individuelles Können – doch die Integration ins Team ist eine Herausforderung. Taktisches Feingefühl, abgestimmte Reaktionen und gegenseitiges Vertrauen brauchen Zeit. Zeit, die Liquid jetzt nicht hat. Penny kann Impulse setzen, aber das System nAts lässt sich nicht spontan kopieren.
Die strukturelle Frage im Esport
Der Fall nAts zeigt einmal mehr: Visabestimmungen sind im internationalen Esport ein Stolperstein. Solange keine speziellen Esport-Regelungen existieren, bleibt jedes große Turnier ein Risiko – vor allem für Spieler aus politisch komplexeren Regionen. Organisationen investieren in Vorbereitung, reisen früher an, planen mit Alternativen. Trotzdem lassen sich bürokratische Hürden nicht immer aushebeln.