Die für 2025 geplanten Olympic Esports Games (OEG) sollten eigentlich dieses Jahr in Saudi-Arabien starten. Doch daraus wird nichts: Das Event wurde auf frühestens 2026 oder 2027 verschoben. Für viele E-Sport-Fans ist das eine bittere Enttäuschung. Das Internationale Olympische Komitee (IOK) hatte mit großem Marketingaufwand für den Esports-Einstieg unter olympischer Flagge geworben. Jetzt heißt es: Warten.
Laut SportBusiness zog das IOK den Stecker, weil die Finanzierung nicht geklärt war. Wer übernimmt die Kosten? Das blieb unklar. Hinzu kam, dass Publisher mehr Vorlaufzeit brauchen – ihre Spiele sind langfristig geplant. Und solange nicht mal feststeht, welche Titel gespielt werden, hält sich die Begeisterung in Grenzen.
Publisher geben den Ton an
Im traditionellen Sport haben Verbände das letzte Wort. Im E-Sport läuft es anders: Hier diktieren die Publisher die Spielregeln. Sie entscheiden, wie ihr E-Sport-Ökosystem aussieht, welche Turniere es gibt und ob sie überhaupt bei den OEG mitmachen.
Das stellt das IOK vor ein Problem. Es kann nicht einfach einen Wettbewerb ansetzen und erwarten, dass große Studios aufspringen. Es braucht Verhandlungen, Lizenzvereinbarungen und ein Modell, das für alle Seiten funktioniert. Und das dauert.
Der deutsche E-Sport-Analyst Dr. Nepomuk Nothelfer hatte die Verschiebung kommen sehen. In einem LinkedIn-Post schrieb er:
„Das ist eine gute Nachricht! Wenn man ein historisches Event organisiert, dann sollte man es beim ersten Mal richtig machen. […] Publisher (die Rechteinhaber) sind keine Sportverbände. Man muss ihnen echten Mehrwert bieten und die olympische Planung an ihre bestehenden E-Sport-Titel anpassen – das genaue Gegenteil der Situation im traditionellen Sport.“
Auch für die E-Sport-Clubs sei die Verschiebung eine Erleichterung, da sie dadurch mehr Planungssicherheit in Bezug auf die Verträge ihrer Spieler haben.
Was bedeutet das für die Clubs?
Für E-Sport-Clubs könnte die Verzögerung sogar ein Vorteil sein. Wer seine Spieler für ein olympisches Event abstellen muss, braucht Planungssicherheit. Trainingslager, Verträge, Sponsorendeals – all das erfordert langfristige Vorbereitung.
Eine kurzfristige Umsetzung hätte alle Beteiligten unter Druck gesetzt. Jetzt bleibt genug Zeit, um ein Konzept zu entwickeln, das E-Sport nachhaltig stärkt.
Eine Frage des Geldes
Hinter den Kulissen geht es vor allem um eines: Geld. Im klassischen Sport fließen Sponsorengelder meist direkt an die Verbände. Im E-Sport läuft es anders. Die Publisher kontrollieren ihre Marken, verdienen über In-Game-Käufe, Lizenzgebühren und Streaming-Deals.
Das IOK kann also nicht einfach sein übliches Finanzierungsmodell übernehmen. Es muss ein System finden, das sowohl Investoren als auch Studios überzeugt – und das ist leichter gesagt als getan.
Fazit
Die Verschiebung mag auf den ersten Blick enttäuschen, doch sie könnte ein Glücksfall sein. Ein vorschnell aufgezogenes Turnier hätte das Vertrauen der Branche beschädigt. Jetzt gibt es die Chance, ein Event zu schaffen, das E-Sport und Olympia wirklich zusammenbringt.Wenn alles klappt, sehen wir 2026 oder 2027 ein Turnier, das nicht nur digitale Athleten begeistert, sondern auch traditionelle Sportfans mitzieht. Und am Ende zählt nicht nur das olympische Motto – sondern auch der Zauber des E-Sports, der Millionen weltweit fasziniert.