Eigentlich sollte es um Ergebnisse gehen. Um Scrims, Spieltage, Ligen. Doch bei Movistar KOI steht aktuell etwas ganz anderes im Mittelpunkt: schwere Vorwürfe über Missstände im Teamhaus.
Was als Einzelfall wirkte, ist längst eine Eskalation. Ehemalige Spieler, Staff und sogar Fans sprechen offen über toxische Strukturen, respektlosen Umgang und Bedingungen, die mit professionellem Esport nichts mehr zu tun haben.
Der Fall wirft eine größere Frage auf: Wie viel Schutz bekommen junge Talente eigentlich – und wer trägt die Verantwortung, wenn etwas schiefläuft?
Was passiert ist
Die Kritik kommt nicht aus dem Nichts. Seit Wochen häufen sich Berichte über den Alltag im Teamhaus von Movistar KOI. Und die Liste ist lang – von Ignoranz bei Allergien über schlechte medizinische Versorgung bis hin zu handfesten Mobbing-Vorwürfen.
Einige Ex-Mitarbeiter berichten von gezielter Ausgrenzung, ungleichen Gehältern und fehlender psychologischer Betreuung. Besonders hart: Mehrere Quellen schildern, dass Spieler Glassplitter in Essen oder Getränken fanden. Andere sprechen von Kochen ohne Rücksicht auf Allergien – mit ernsten Folgen.
Auch der Umgang mit Erkrankungen wird kritisiert: Krank zum Training? Keine Seltenheit. Pausen? Mangelware. Unterstützung? Fehlanzeige.
Dazu kommen Berichte über ein belastendes Klima aus Misstrauen, Streit und Kontrollverlust. Teaminterne Informationen wie Scrim-Pläne oder Drafts landeten laut Aussagen außerhalb der Organisation. Intern wurde kaum noch zusammengearbeitet – stattdessen wurde gegeneinander agiert.
Was das für die Spieler bedeutet
Die sportliche Performance war zuletzt ohnehin schwach. Doch die Hintergründe dafür könnten tiefer liegen, als viele gedacht haben. Wer in so einem Umfeld leben muss, kann kaum Leistung bringen – geschweige denn langfristig gesund bleiben.
Dass Spieler keinen Rückhalt im eigenen Haus spüren, ist ein fatales Zeichen. Und es trifft vor allem die, die am wenigsten geschützt sind: Nachwuchstalente, Academy-Spieler, internationale Profis ohne familiäres Umfeld vor Ort.
Wenn selbst ein Headcoach aus eigener Tasche Geld an Staff auszahlt, läuft etwas grundlegend schief.
Reaktion der Community: Jetzt reicht’s
Die Reaktionen im Netz sind eindeutig. Fans, ehemalige Spieler und bekannte Persönlichkeiten aus der Szene fordern Aufklärung – und zwar nicht intern, sondern öffentlich.
Viele sprechen von einem Wendepunkt. Der Moment, an dem klar wird: Es braucht Standards. Es braucht Kontrolle. Und es braucht Konsequenzen, wenn eine Organisation ihre Verantwortung nicht ernst nimmt.
Die Community hat genug von strukturellem Schweigen und kosmetischen Presse-Statements. Was jetzt zählt, ist ehrliches Handeln – auch wenn es unangenehm wird.
Der Schaden ist real – und könnte größer werden
Für Movistar KOI geht es jetzt um mehr als PR. Sponsoren könnten abspringen. Verträge werden neu verhandelt. Spieler denken laut über Abschiede nach.
Die Glaubwürdigkeit ist angeschlagen – und das wirkt sich auf alles aus: von Tryout-Bewerbungen bis hin zu Fanbindung. Wer sich als Marke nicht mehr als sicherer Ort präsentiert, verliert seine Grundlage.
Und auch für die Esport-Szene als Ganzes steht etwas auf dem Spiel: die Frage, ob wir endlich anfangen, Spieler wie Profis zu behandeln – und nicht wie Content-Maschinen mit 18-Stunden-Tagen und gesponserten Hoodies.
Was sich ändern muss – nicht nur bei KOI
So schmerzhaft die Situation ist – sie kann ein Startpunkt sein. Für klarere Richtlinien in Teamhäusern. Für externe Kontrollen. Für anonyme Meldestellen.
Organisationen dürfen sich nicht länger hinter Erfolg oder Budget verstecken. Wer Profite macht, muss Profis schützen. Punkt.
Das heißt: Wohnstandards prüfen. Verträge offenlegen. Mental-Health-Angebote verpflichtend machen. Und endlich juristisch verbindliche Wege schaffen, um Missstände aufzudecken – ohne Angst vor Karrierebruch.