eNASCAR: Zwischen Crash mit Absicht und öffentlichem Widerspruch

Linda Güster
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In der Welt des digitalen Motorsports zählt jede Kurve. Doch manchmal ist es nicht der beste Überholversuch, sondern ein fragwürdiges Manöver, das alle Blicke auf sich zieht. So geschehen beim neunten Lauf der eNASCAR Coca-Cola iRacing Series 2025: Blake McCandless wurde nach einem Zwischenfall auf dem virtuellen Asphalt für ein Rennen gesperrt. Der Vorwurf: Ein absichtlich herbeigeführter Crash – und damit ein klarer Regelverstoß. Die Szene diskutiert, das Team widerspricht. Und mittendrin: die Frage, wie viel Sportsgeist Simracing wirklich verlangt.

Was beim eNASCAR-Rennen passiert ist

McCandless, unterwegs für JR Motorsports, geriet nach einem Kontakt ins Schleudern – und löste eine Caution aus. Laut Reglement ein absolutes No-Go, wenn es absichtlich geschieht. Die Offiziellen waren überzeugt: Der Crash war kein Zufall. Regel 8.1.1.8 sagt unmissverständlich, dass absichtliches Stoppen oder Verursachen eines Unfalls nicht toleriert wird. Die Folge: Sperre für ein Rennen, kein Zugriff auf offizielle iRacing-Sessions für eine Woche.

Für viele ein hartes, aber notwendiges Signal. Für McCandless selbst ein Schock – denn er bestreitet jede Absicht. Auf Social Media meldete er sich sofort zu Wort, spricht von einer Fehlentscheidung und kündigt an, in Berufung zu gehen.

Reaktion des Teams – und was auf dem Spiel steht

Die Kritik kam schnell – nicht nur von McCandless selbst, sondern auch von seinem Team. JR Motorsports stellte sich hinter seinen Fahrer, sprach von einem Missverständnis und fordert eine Überprüfung der Strafe. Denn im Kampf um Punkte, Preisgeld und Prestige kann ein Ausfall die Saison kippen. Der Fall ist offiziell zur Prüfung eingereicht, die Entscheidung steht aus.

Warum der Fall die eNASCAR-Szene bewegt

Cautions sind Teil des Spiels – aber keine Waffe. Wer sie absichtlich auslöst, greift direkt in die Chancengleichheit ein. Gerade in einer Liga wie eNASCAR, in der es um Glaubwürdigkeit, Spannung und hohe Preisgelder geht, sind klare Linien entscheidend. Der Vorfall wirft deshalb größere Fragen auf: Wie viel Kontrolle braucht digitaler Motorsport? Und wie reagiert man, wenn plötzlich Zweifel im Raum stehen?

Fairplay, Fortschritt – und die Wirkung nach außen

Simracing ist längst mehr als ein Hobby. Mit Profi-Teams, Sponsoren und Preisgeldpools im sechsstelligen Bereich steht die Liga unter Beobachtung. Gerade deshalb braucht sie Mechanismen, um fair zu bleiben – auch, wenn’s unangenehm wird. Die Sperre zeigt: Wer manipuliert, riskiert mehr als nur einen DNF. Aber sie zeigt auch, wie wichtig Transparenz ist. Denn wenn es Zweifel gibt, braucht es mehr als eine Regel – es braucht Vertrauen in die Auslegung.

Der Blick nach vorn

McCandless‘ Einspruch läuft, sein Fall polarisiert. Gleichzeitig wächst die eNASCAR-Liga weiter: mit Uni-Serien, All-Female-Teams, neuen Sponsoren und mehr Medienpräsenz denn je. Es ist ein Ökosystem im Wandel – und jeder Zwischenfall wird zum Prüfstein. Die Szene lernt gerade, was es heißt, professionell zu sein – nicht nur auf der Strecke, sondern auch im Umgang miteinander.

Linda Güster ist leidenschaftliche Gamerin und als Teil des Freelance-Teams bei ESI immer am Puls der eSports-Szene. Ob knallharte DotA-2-Matches, nervenaufreibende Survival-Abenteuer in Subnautica oder entspannte Stunden mit Cozy Games wie Stardew Valley — sie liebt die ganze Bandbreite des Gaming-Universums. Abseits davon bringt sie als Software-Entwicklerin und Freelancerin ihr Können in die Welten von Technologie, Mode, Finanzen und iGaming ein, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und spannenden Projekten.