Ein Line-up wie aus dem Esport-Traum: Doublelift, Pobelter, Spica, Biofrost und TFBlade. Mit Near Airport sollte 2025 alles anders werden – ein Team, das gleichzeitig kompetitiv und publikumsnah ist, das Turniersieg und Stream-Highlights vereint. Die Szene schaute gespannt auf den NACL-Start, der Hype war real. Und dann? Ein paar Monate später ist alles vorbei. Die Auflösung sorgt für Diskussionen: über Teamkultur, Erwartung und was passiert, wenn Show und Sport aufeinanderprallen.
Der Plan: Unterhaltung trifft Leistungsanspruch
Near Airport war kein reines Meme-Projekt. Auch wenn Twitch-Insider und LoL-Memes im Marketing halfen, ging es Doublelift und Co. um mehr. Das Ziel war, ein funktionierendes Team aufzubauen, das gleichzeitig auf und neben der Kluft abliefert. Training sollte transparent, das Team nahbar, der Erfolg greifbar sein – mit Stars, die auf Pro-Niveau spielten, aber ihren Content-Wurzeln treu blieben.
Die Community war sofort dabei. Wer Namen wie Doublelift und Spica in einem Team sieht, denkt an LCS-Level. Und an Unterhaltung. Genau das war das Spannungsfeld – und wurde zum Stolperstein.
Auf dem Papier stark – in der Realität zerbrechlich
Die Bilanz war okay: Platz vier im ersten Split, knappe Niederlagen, viele Highlights. Aber intern knirschte es. Die Spieler kamen aus unterschiedlichen Lebenswelten: Biofrost wollte strukturiertes Training, TFBlade war SoloQ-Mindset pur, Doublelift wollte Leistung. Doch mehr als ein gemeinsames Teamtraining pro Woche war selten drin.
Coach Croissant brachte es auf den Punkt: kaum feste Abläufe, unterschiedliche Prioritäten, Streaming-Zeiten statt Scrim-Zeit. Es fehlte die Basis. Selbst Pobelter, sonst bekannt für seine Ruhe, sprach von einem klaren Widerspruch zwischen Anspruch und Alltag. Und Doublelift? Der wurde deutlicher: „So gewinnst du keine Liga.“
Mehr Klicks als Kills: Wenn Content zum Problem wird
Alle fünf Spieler brachten Klasse mit – individuell. Doch das reichte nicht. Gegen eingespielte Teams fehlte es an Abstimmung, Timing, Entscheidungsfreude. Spiele gingen verloren, obwohl man mechanisch besser war. Und genau hier zeigte sich das Problem: Ohne Routine, ohne Priorität auf Teamplay, hilft auch kein Skillvorsprung.
Das Experiment zeigte, wie schwer es ist, zwischen zwei Welten zu bestehen. Reichweite ersetzt keine Trainingseinheit. Wer streamt, kann nicht gleichzeitig scrimmen. Und wenn keiner bereit ist, den Fokus auf das Team zu legen, bleibt es bei einem Projekt – nicht bei einer Saison.
Was bleibt: Chancen für Talente, Lektionen für Teams
Die NACL reagiert schnell: Drei neue Teams dürfen sich nun in der Liga beweisen. Eine echte Chance für Nachwuchsspieler und Organisationen, die auf Struktur statt Starpower setzen. Near Airport hinterlässt Platz – und eine Lücke, die andere füllen wollen.
Für die Szene heißt das: Streamer-Teams können frischen Wind bringen, aber ohne klare Regeln geht es nicht. Show allein reicht nicht. Wer wirklich professionell spielen will, muss bereit sein, wie ein Profi zu leben – auch wenn die Kamera mal ausbleibt.
Ein Projekt, das vieles gezeigt hat
Near Airport war mutig. Und es war sichtbar. Der Mix aus Legenden, Memes und Matches hat gezeigt, was möglich ist – und was schieflaufen kann. Der Hype war verdient, das Scheitern war real. Für Doublelift, Pobelter, Spica, Biofrost und TFBlade geht’s zurück auf Twitch, zurück zu SoloQ, zurück zur eigenen Community.
Doch die Esport-Szene hat genau hingeschaut. Vielleicht war Near Airport nur der Anfang – und der nächste Versuch klappt besser. Mit mehr Struktur. Mehr Commitment. Und vielleicht ein bisschen weniger Chaos.