Saudi-gestützte EWCF treibt weltweiten eSport voran

Linda Güster

Das Interesse am Einfluss Saudi-Arabiens im eSport wächst rasant – genauso wie die Preisgelder bei internationalen Turnieren. Wer die Szene aufmerksam verfolgt, stolpert früher oder später über die Esports World Cup Foundation (EWCF). Hinter dem Projekt steckt viel Geld, viel Ambition – und jede Menge Diskussion. Aber wie genau verändert die Foundation den globalen eSport?

Die EWCF: Struktur statt Chaos

Die EWCF ist keine klassische Behörde, sondern will als Plattform agieren – eine Art Katalysator für Wachstum und Stabilität im eSport. Der Sitz liegt in Saudi-Arabien, die Richtung ist international. Ziel: mehr Struktur, mehr Preisgeld, mehr Förderung.

Was das in der Praxis heißt? Events wie der Esports World Cup in Riad bringen über 2.000 Spieler:innen aus mehr als 200 Teams zusammen – über Wochen hinweg, mit mehreren Spielen gleichzeitig. Im Hintergrund fließt Kapital im neunstelligen Bereich. Preisgelder, Förderprogramme, Support für Teams – alles dabei.

Besonders spannend: Die Foundation will nicht alles kontrollieren, sondern vernetzen. Publisher, Teams, Veranstalter und Fans sollen gemeinsam wachsen – mit langfristiger finanzieller Unterstützung als Basis.

Preisgeld & Förderung: Das neue eSport-Gleichgewicht?

2025 steckt die EWCF allein in den Esports World Cup 70 Millionen Dollar ins Preisgeld. On top: das Club Partner Programm mit 20 Millionen Dollar Förderbudget für 40 Teams weltweit. Und das ist kein „Nur-für-die-Top-10“-Modell. Das Geld wird gezielt gestreut – von Asien über Lateinamerika bis zu Mobile-Games.

Der Clou: Wer gute Inhalte liefert, sichtbar zur Turnierstory beiträgt und Community aufbaut, bekommt Pluspunkte. Große Followerzahlen? Nett. Aber nicht allein entscheidend. Auch kleine Organisationen haben eine echte Chance – das bringt Vielfalt und Bewegung in eine Szene, die zuletzt eher stagnierte.

Für viele Clubs ist die Förderung mehr als nur ein Extra: Sie sichert das Überleben.

Wer wird gefördert – und warum?

Die Auswahl ist international aufgestellt. Mobile-Gaming-Teams, unbekanntere Regionen, frische Talente – viele, die bislang durchs Raster gefallen sind, bekommen eine Bühne. Fanbindung, Kreativität und Potenzial zählen oft mehr als vergangene Titelgewinne.

Gerade nach einem „eSport-Winter“ – geprägt von Sponsorenrückzug und Budgetkürzungen – ist das Programm für viele Teams der Neustart. Ein zweiter Atemzug in einer Branche, die hart getroffen war.

Kontroversen: Wachstum oder Sportswashing?

So viel Rückenwind kommt nicht ohne Gegenwind. Der Vorwurf: Saudi-Arabien nutze sein Engagement, um das eigene Image aufzupolieren – Stichwort Sportswashing. Tatsächlich fließen Millionen in bekannte Organisationen wie die ESL oder DreamHack, der Staat ist eng verwoben mit der Szene.

Gleichzeitig: Ohne diese Mittel würden viele Clubs, Formate und sogar Ligen wegbrechen. Für Spieler:innen bedeutet die Unterstützung oft bares Überleben – im doppelten Sinne. Während Kritiker Ethik, Pressefreiheit und Menschenrechte betonen, sehen andere die Fortschritte im Sport.

Es ist ein Drahtseilakt. Und der eSport? Er muss abwägen – zwischen Moral und Machbarkeit.

Wer entscheidet die Regeln?

Klar ist: Mit großem Geld kommt große Verantwortung. Und Einfluss. Medienpartner wie CNN oder Eurosport sind inzwischen an Bord, Turniere werden weltweit übertragen. Aber wer gibt künftig den Ton an? Die Foundation sagt: Wir schaffen Möglichkeiten. Kritiker fragen: Und wer zieht die Grenzen?

Kleinere Teams profitieren – ja. Aber langfristig bleibt offen, wie unabhängig Formate, Inhalte oder Spielstrukturen noch sind, wenn ein einzelner Geldgeber so viel bestimmt.

Linda Güster ist leidenschaftliche Gamerin und als Teil des Freelance-Teams bei ESI immer am Puls der eSports-Szene. Ob knallharte DotA-2-Matches, nervenaufreibende Survival-Abenteuer in Subnautica oder entspannte Stunden mit Cozy Games wie Stardew Valley — sie liebt die ganze Bandbreite des Gaming-Universums. Abseits davon bringt sie als Software-Entwicklerin und Freelancerin ihr Können in die Welten von Technologie, Mode, Finanzen und iGaming ein, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und spannenden Projekten.