Encourage verlässt Call of Duty Challengers

Linda Güster
calendar-icon

Jordan „Encourage“ war eine der meistdiskutierten Nachwuchshoffnungen im nordamerikanischen Call of Duty-E-Sport. Doch nach nur einer Challengers-Saison zieht der 18-Jährige die Reißleine. Sein Rückzug sorgt für Diskussionen – nicht nur wegen seiner Entscheidung, sondern auch wegen dem, was sie über das System aussagt. War es ein stiller Protest gegen ein geschlossenes Ökosystem? Oder einfach ein persönlicher Reset nach überzogenen Erwartungen?

Ein Schritt zurück – oder raus aus der Sackgasse?

Encourage war nie einfach irgendein Spieler. Mit dem Rückenwind einer engagierten Community, Support durch namhafte Persönlichkeiten wie ZooMaa und einer hohen Online-Präsenz wurde er schnell zum Symbol für „Next Up“. Doch der Übergang vom Content-Star zum kompetitiven Leistungsträger ist steinig. In der Challengers-Szene bekam er seine Chance – mehrere Teams, solide Performances. Aber keine Explosion. Kein Durchbruch. Kein Ruf aus der Liga.

Seine Entscheidung, auszusteigen, war für viele unerwartet – und für einige sogar enttäuschend.

„Er hat so viel aufgebaut und dann so früh aufgegeben. Manchmal dauert es einfach – frag mal Abuzah.“
– Kommentar aus der COD-Community

Tatsächlich sind viele heute etablierte Profis nicht in ihrer ersten Season durchgestartet. Namen wie Ghosty oder Scrap brauchten genau den einen richtigen Fit, das passende Umfeld – dann ging es schnell. Die E-Sports-Karriere ist selten ein Sprint, eher ein Survival-Marathon.

Kritik: Hype, Druck und Realität

Ein Teil der Szene sieht Encourages Entscheidung nicht nur als Systemkritik, sondern als Folge eines Missverhältnisses zwischen Erwartung und Realität.

„Er war gut, aber nicht überragend – ein 1.0 KD als AR in Challengers ist kein Argument für die CDL.“
– Kommentar auf Reddit

Tatsächlich war seine Leistung solide, aber nicht dominant. Und: Challengers ist keine Liga für schnelle Belohnungen. Hier geht es um Ausdauer, Anpassung, langfristiges Lernen. Wer nach wenigen Monaten das Handtuch wirft, muss sich die Frage gefallen lassen, ob der Wille wirklich da war – oder ob das Selbstbild nicht dem Leistungsstand entsprach.

Und dann ist da noch das Umfeld: Encourage wurde früh gepusht, bekam viel öffentliche Aufmerksamkeit. Manch einer glaubt, er sei zu früh zu stark vermarktet worden. Als der Alltag dann nicht mit dem Hype mithalten konnte, brach das Momentum.

Verständnis: Die Mental-Health-Perspektive

Auf der anderen Seite gibt es Respekt – und zwar viel davon. Wer früh erkennt, dass ein Weg nicht zu einem passt, darf auch den Mut haben, auszusteigen.

In einer Branche, die für viele junge Spieler kaum finanzielle oder mentale Stabilität bietet, ist der Rückzug aus freier Entscheidung kein Zeichen von Schwäche, sondern von Reife. Die mentale Belastung ist real. Wer mit 18 im Rampenlicht steht und keine Fortschritte sieht, darf auch sagen: „Genug.“

Neue Wege: Warzone, Streaming, Leben außerhalb von Challengers

Encourage will sich nicht komplett vom Gaming verabschieden. Stattdessen testet er neue Formate: Warzone-Turniere, Streaming, Content-Projekte. Hier kann er seine Stärken ausspielen – Unterhaltung, Aim, Reichweite – ohne dem engen Korsett der CDL zu unterliegen. Andere haben es vorgemacht: Vom Semi-Pro zur Streaming-Marke ist es nur ein mutiger Schritt.

Und auch wenn manche das als „Rückzug ins Leichte“ kritisieren, zeigt die Realität: In der heutigen E-Sport-Landschaft gibt es mehr Wege als nur die große Liga. Und manchmal führt ein Umweg genau dahin zurück, wo man eigentlich hinwollte – nur besser vorbereitet.

Linda Güster ist leidenschaftliche Gamerin und als Teil des Freelance-Teams bei ESI immer am Puls der eSports-Szene. Ob knallharte DotA-2-Matches, nervenaufreibende Survival-Abenteuer in Subnautica oder entspannte Stunden mit Cozy Games wie Stardew Valley — sie liebt die ganze Bandbreite des Gaming-Universums. Abseits davon bringt sie als Software-Entwicklerin und Freelancerin ihr Können in die Welten von Technologie, Mode, Finanzen und iGaming ein, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und spannenden Projekten.