Kagaribi #13 war kein normales Smash-Turnier. Es war ein Statement. Mit über 2.500 Teilnehmenden und einem Teilnehmerfeld, das man sonst nur von Weltmeisterschaften kennt, war das Event in Saitama das härteste und internationalste Super Smash Bros. Ultimate-Turnier der bisherigen Geschichte. Und mittendrin stand eine alte Frage wieder auf der Bühne: Ist Pikachu wirklich S-Tier? Oder ist es ein Mythos, der sich auf Papier besser hält als im Bracket?
Das härteste Turnier der Szene
Kagaribi #13 hat Maßstäbe gesetzt. Die Zahlen sprechen für sich: 44 der Top 50 weltweit laut LumiRank waren am Start, die Brackets waren prall gefüllt mit Stars, Newcomern und gefährlichen Online-Größen. Das Format – Double Elimination, mit präzise gesetzten Pools – sorgte für eine Dichte, in der sich kein Fehler verstecken konnte. Wer patzte, flog. Wer performte, musste das mehrfach beweisen.
Mit dabei: japanische Ikonen wie acola, Miya, Zakkary oder Tea. Dazu das Who’s Who aus Nordamerika und Europa – Light, Tweek, Dabuz, Zomba. Und dann waren da noch die Namen, die man erst nach diesem Wochenende kannte. Die Szene war so durchmischt, so fordernd wie nie.
Wer dominierte – und wer nicht
Am Ende war es wieder acola mit Steve, der das Feld hinter sich ließ. Der Charakter-Mix im Spitzenfeld war auffällig: Snake, Diddy Kong, Fox, Kazuya – viele Spielstile, viele Ansätze. Die Vielfalt lebt.
Nur Pikachu blieb auffallend still.
Der Charakter, der auf fast jeder Tier-Liste ganz oben steht, war auf der Bühne von Kagaribi #13 kaum präsent. In den Top 200 tauchte er nur ein einziges Mal auf. Ein ernüchternder Befund – besonders für alle, die seit Jahren auf sein Turnier-Comeback hoffen.
Pikachu auf dem Papier: Ein Toolkit für Perfektion
Pikachu ist in der Theorie eine Maschine. Schnell, schwer zu treffen, absurd gutes Edgeguarding, herausragende Recovery. Kombos, die sich quer über die Stage ziehen. Eine der kleinsten Hurtboxen im Spiel. Wer ihn beherrscht, kontrolliert Tempo und Raum – auf höchstem Niveau.
Aber genau da liegt das Problem.
Pikachu ist nicht einfach zu spielen. Er ist nicht verzeihend. Und er braucht nahezu perfekte Ausführung, um überhaupt an das heranzukommen, was ihm auf dem Papier nachgesagt wird.
Die Schwächen, die nicht vergessen werden sollten
Pikachu stirbt früh. Viele seiner Moves haben wenig Reichweite. Kill-Optionen auf der Stage sind limitiert und erfordern extrem gutes Timing. Thunder sieht stark aus – funktioniert aber nur, wenn alles passt. Wer sich im Matchup nicht hundertprozentig auskennt, verliert Kontrolle und Geduld. Pikachu ist kein Fehlerverzeihender. Er ist ein Prüfstein.
Gerade auf einem Turnier wie Kagaribi #13, wo jede Runde tödlich sein kann, ist das ein Problem.
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Warum also bleibt Pikachu trotz S-Tier-Rufs ein seltener Gast im Top-Bracket?
Weil sein Potenzial hoch, aber seine Umsetzbarkeit brutal ist. Nur wenige Spieler weltweit haben das technische Level, ihn konstant auf Topniveau zu spielen. Und selbst dann braucht es perfekte Ausführung, Game für Game. Spieler wie ESAM oder ShinyMark zeigen immer wieder, was möglich ist – aber auch sie müssen kämpfen. Kein Raum für Fehler, keine freie Runde. Wer Pikachu spielt, muss immer auf Anschlag laufen.
Und währenddessen funktionieren Steve, R.O.B. oder Kazuya einfacher, planbarer, stabiler. Sie fordern nicht weniger Skill – aber sie verzeihen mehr.
Die Pikachu-Frage: Was bleibt vom S-Tier?
Die Kagaribi #13 zeigt deutlich: Die Realität des kompetitiven Smash ist nicht deckungsgleich mit dem Potenzial einzelner Charaktere. Pikachu bleibt ein Ausnahmewesen in der Tier-Listendiskussion – nicht, weil er zu schwach wäre. Sondern, weil er zu schwer ist. Zu anspruchsvoll. Zu fragil in einem Meta, das auf Konsistenz setzt.
Vielleicht braucht es nur einen einzigen Spieler, der diese Lücke füllt. Der die Präzision mitbringt, die Nerven, das Verständnis. Aber bis dahin bleibt Pikachu in einer paradoxen Rolle: als S-Tier, der selten siegt.