KI in Fortnite: Wenn Darth Vader flucht und die Branche klagt
Ben Touati
Ben Touati
Ben Touati schreibt über Esports, Games und digitale Welten – mit einem Blick, der zwischen analytischem Tiefgang und nerdiger Begeisterung pendelt. Sein Background in Linguistik verleiht ihm ein feines Gespür für Sprache, Struktur und die kleinen Nuancen, die große Geschichten tragen. Ob aktuelle Entwicklungen im kompetitiven Gaming, neue Trends oder Arnold Schwarzeneggers Englisch: Ben liefert Einordnungen mit Substanz – immer durchzogen von Popkultur-Referenzen, filmreifen Metaphern und dem leisen Verdacht, dass das alles irgendwie mit Buffy the Vampire Slayer und Watchmen zu tun hat.
Jasmin ist eine erfahrene Autorin mit über 9 Jahren Erfahrung in der Gaming- und Technologiebranche. Ihre Leidenschaft für Videospiele und technologische Innovationen hat sie zu einer gefragten Expertin in diesen Bereichen gemacht.
Fortnite, der weltweite Dauerbrenner von Epic Games, ist bekannt für seine bunten Skins und packende Turniere. Doch gelegentlich gibt es auch Kontroversen: Im September 2024 sorgte ein Vorfall beim FNCS Global Championship für Aufsehen, der die Esports-Welt aufhorchen ließ: Der Profispieler Faxuty wurde wegen „unangemessener Sprache“ aus dem Turnier geworfen.
Diese schnelle Disqualifikation zeigt, wie ernst Epic Games Verstöße gegen Community-Standards nimmt, besonders in Live-Übertragungen, wo Tausende zuschauen.
Die Esports-Szene von Fortnite ist ein Hochdruckumfeld, in dem Ruhm, Geld und Prestige auf dem Spiel stehen. Wie in anderen kompetitiven Spielen gibt es strikte Verhaltenskodizes, die obszöne oder diskriminierende Sprache verbieten. Der Fall von Faxuty in 2024 ist ein Beispiel dafür.
Ein älterer Vorfall, der von Cented im Juli 2022, zeigt die härteren Konsequenzen für eindeutige Hassrede: Nach der Verwendung eines rassistischen Ausdrucks in einem Livestream wurde er aus dem Team FaZe Clan entfernt und beendete später seine Fortnite-Karriere.
Diese Fälle verdeutlichen, dass Epic Games und Partnerorganisationen keine Kompromisse eingehen, wenn es um Community-Standards geht. Doch während Profis für Regelverstöße sanktioniert werden, bringt ein anderer Akteur neue Probleme mit sich: Darth Vader, in KI-Form.
Vorweg möchte ich anmerken, wie verrückt das Ganze vor nur wenigen Jahren geklungen hätte: Darth Vader ist in einem Videospiel, mit der Stimme, die ihm der legendäre, kürzlich verstorbene Schauspieler James Earl Jones seit 1977 gegeben hat. Man kann mit ihm reden – und er flucht wie Böhmermann mit Burnout, in einer weit, weit entfernten Galaxis.
Ein fluchender Sith-Cybord – powered by KI
Am 16. Mai 2025 führte Epic Games einen KI-gestützten Darth Vader in Fortnite ein, der mit Spielern über Sprachchat interagieren kann. Diese Innovation, unterstützt von Disney und Lucasfilm, nutzt eine KI-Version der Stimme von James Earl Jones, der 2024 verstarb, aber zuvor die Rechte für die Nutzung seiner Stimme an Lucasfilm übertrug.
Die ukrainische Firma Respeecher entwickelte die KI, die mit Jones’ Zustimmung und Bezahlung trainiert wurde. Im Vergleich zu oft kritisierten KI-Modellen, die auf gestohlenen Daten basieren., scheint dieses Vorgehen ethisch zu sein.
Doch trotz dieser Vorsicht entgleiste die Situation schnell: Spieler fanden Wege, die KI dazu zu bringen, unangemessene Inhalte wie Flüche, Beleidigungen oder sogar rassistische Äußerungen von sich zu geben. Viral verbreitete Clips, etwa auf X, zeigten Darth Vader, wie er Spieler als „schlecht“ bezeichnete oder anstößige Sprache verwendete. Das ist eine pikante Situation in einem Spiel mit ESRB-Rating 13, bei dem rund ein Viertel der Spieler jünger ist.
Fortnite launched an AI-powered Darth Vader modeled after the voice of James Earl Jones and it's going as well as you might expect: pic.twitter.com/I8mMq76eEB
Epic Games reagierte schnell mit Patches. Dennoch zeigte sich, dass solche KI-Modelle, die auf Googles Gemini und Eleven Labs basieren, anfällig für sogenannte „Prompt-Injection-Hacks“ sind, bei denen Spieler der KI harmlose Fragen stellen, um sie zu problematischen Aussagen zu verleiten.
Ein Beispiel ist der „Oma-Trick“, bei dem Spieler die KI durch harmlose Formulierungen zu problematischen Aussagen bringen. In einem Spiel mit so jungem Publikum sind solche Schwächen nicht nur peinlich, sondern potenziell gefährlich.
Die Schauspieler schlagen zurück
Die technische Kontroverse ist nur die halbe Geschichte. Am 19. Mai 2025 reichte SAG-AFTRA, die Gewerkschaft für Schauspieler, eine Klage wegen unlauterer Arbeitspraktiken gegen Epic Games und ihre Tochterfirma Llama Productions ein.
Der Vorwurf: Epic habe die KI-Stimme ohne Verhandlungen mit der Gewerkschaft eingesetzt, wodurch menschliche Sprecher ohne Vorankündigung ersetzt wurden.
Obwohl die Nutzung von Jones’ Stimme mit Zustimmung seines Nachlasses erfolgte, sieht SAG-AFTRA darin einen Präzedenzfall, der die gesamte Sprecherdarsteller-Branche bedroht.
Dieser Konflikt steht im Kontext eines seit Juli 2024 andauernden Streiks gegen andere Spielefirmen wie EA, bei dem es ebenfalls um KI-Schutz geht. Die Gewerkschaft betont, dass sie die Rechte von Nachlässen respektiert, aber gleichzeitig Schutzmechanismen für lebende Sprecher fordert, die durch KI ersetzt werden.
Ich spüre eine Erschütterung der Ethik
Die Einführung des KI-Darth Vader wirft ethische Fragen auf, die die Esports- und Gaming-Welt betreffen. Auf X und Reddit gab es gemischte Reaktionen: Einige fanden die Ausfälle der KI amüsant, andere kritisierten Epic für mangelnde Verantwortung. Die Community sieht Parallelen zu früherenSkandalen, wie dem von Cented.
Doch hier ist es kein Spieler, sondern ein ikonischer Charakter, der unangemessene Dinge sagt. Selbst Begriffe wie „V-Bucks“ oder „Glücksspiel“, die eigentlich durch Sicherheitsfilter blockiert werden sollten, konnten von Spielern umgangen werden. Das verdeutlicht die Schwächen der eingesetzten KI-Systeme.
Gleichzeitig erkennen Experten das Potenzial: Studien, wie eine von Stanford, zeigen, dass KI-Charaktere komplexe Interaktionen ermöglichen könnten, die Spiele revolutionieren. Aber die Schattenseiten, wie Kontrollverlust, Arbeitsplatzverluste, und ethische Unsicherheiten, wiegen schwer.
Fazit
Die KI-Version von Darth Vader ist ein PR-Stunt, der schiefgelaufen ist. Man sieht hier aber, wie tiefgreifend KI den Esports verändert. Zwischen ethischen Grauzonen, technischen Pannen und handfesten Arbeitskämpfen steht die Branche vor einer Grundsatzfrage: Wie viel Kontrolle behalten wir über Spiele, wenn ihre Figuren anfangen, selbst zu sprechen – und zwar im wüstesten Ton?
Faxutys Disqualifikation zeigte 2024, wie streng Regeln für echte Spieler sind. Doch wenn ein KI-Fluchlord wie Darth Vader sich danebenbenimmt, erhält die Diskussion eine neue Dimension.
Ich habe mit meinem Sohn, einem Fortnite-Fan, darüber gesprochen. Seine Reaktion: „Ich finde es falsch und nervig, dass toxische Gamer so reden… aber das, was hier passiert ist, ist irgendwie cool.“
Ben Touati schreibt über Esports, Games und digitale Welten – mit einem Blick, der zwischen analytischem Tiefgang und nerdiger Begeisterung pendelt. Sein Background in Linguistik verleiht ihm ein feines Gespür für Sprache, Struktur und die kleinen Nuancen, die große Geschichten tragen. Ob aktuelle Entwicklungen im kompetitiven Gaming, neue Trends oder Arnold Schwarzeneggers Englisch: Ben liefert Einordnungen mit Substanz – immer durchzogen von Popkultur-Referenzen, filmreifen Metaphern und dem leisen Verdacht, dass das alles irgendwie mit Buffy the Vampire Slayer und Watchmen zu tun hat.