Überleben der Call of Duty League: Lektionen aus dem Scheitern der Overwatch League

Linda Güster
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Die Call of Duty League und die Overwatch League sind beide als Prestigeprojekte von Activision Blizzard gestartet – mit einem klaren Ziel: den E-Sport nach Vorbild klassischer Sportligen aufzubauen. Doch während die OWL an ihren eigenen Ambitionen scheiterte, hält sich die Call of Duty League bis heute wacker. Warum? Weil sie gelernt hat. Wo die Overwatch League mit globaler Expansion und überhöhten Kosten gegen die Wand fuhr, setzte die Call of Duty League auf realistische Strukturen, Nähe zur Community und kluge Anpassung. Genau darin liegen ihre Stärken – und vielleicht auch ein Fahrplan für andere Ligen.

Warum die Overwatch League scheiterte

Als die Overwatch League angekündigt wurde, klang alles nach großem Kino: Teams in Metropolen auf der ganzen Welt, eigene Arenen, Millionen-Investments und eine neue Ära des E-Sports. Die Realität kam schneller – und härter.

Zu teuer, zu groß, zu schnell

Das Franchise-Modell war von Anfang an eine Hürde. 20 Millionen Dollar pro Slot – mit der Hoffnung, dass sich das alles irgendwann auszahlt. Doch die großen TV-Deals blieben aus, der Zuschauer-Hype flachte ab, und viele Investoren zogen sich zurück. Hinzu kam der Versuch, die Liga gleich global zu machen. Das war ambitioniert, aber in der Praxis kaum tragbar. Gerade in Asien war der Aufwand riesig, ohne dass er sich wirklich lohnte.

Keine Luft für Flexibilität

Als die Pandemie kam, brach die Grundidee der OWL in sich zusammen. Statt flexibel zu reagieren, klammerte man sich zu lange an alte Pläne. Auch die Kommunikation mit der Community hinkte hinterher. Feedback wurde kaum umgesetzt, das Spiel selbst blieb zu lange statisch, Balance-Updates kamen zu spät. Die Liga entfernte sich von ihrer Fanbase – und verlor damit ihre Basis.

Was die Call of Duty League besser macht

Im Schatten der Overwatch League ist die CDL kleiner, leiser – und deutlich stabiler unterwegs. Nicht ohne Herausforderungen, aber mit mehr Bodenhaftung.

Fokus der Call of Duty League auf regionale Stärke statt globalem Größenwahn

Statt mit der Brechstange die Welt zu erobern, konzentriert sich die CDL auf Nordamerika. Das spart nicht nur Geld, sondern sorgt auch für bessere Planbarkeit. Die Zuschauer kennen ihre Teams, wissen, wo sie herkommen, und fühlen sich eher verbunden. Regionale Events haben echten Impact, weil sie greifbar bleiben.

Community bleibt bei der Call of Duty League im Mittelpunkt

Call of Duty bringt von Haus aus eine treue und aktive Community mit. Die Call of Duty League hat das nie aus den Augen verloren. Viele Spieler sind bekannte Gesichter, einige Organisationen arbeiten mit traditionellen Sportvereinen oder Medienpartnern zusammen. Die Nähe zu den Fans, der direkte Austausch und klassische Formate wie Home Series helfen dabei, diese Beziehung zu halten.

Anpassungsfähig statt stur

Wo die OWL an ihrem Masterplan scheiterte, agiert die CDL deutlich agiler. Feedback wird aufgenommen, Formate werden angepasst, Regeln werden überarbeitet, wenn nötig. Der Ton ist transparenter, die Kommunikation klarer. Auch beim Franchise-Modell wurde nachjustiert – der Einstieg ist heute günstiger, neue Teams tun sich leichter.

Was andere Ligen lernen können

Die E-Sport-Landschaft ist schnell, laut und unforgiving. Wer hier bestehen will, braucht ein solides Fundament – und den Mut, Dinge zu hinterfragen. Die Geschichte der Overwatch League zeigt, wie riskant überambitionierte Pläne ohne echte Basis sein können. Die CDL hingegen beweist, dass E-Sport auch ohne Superlative wachsen kann.

Wer eine Liga aufbauen will, muss seine Zielgruppe verstehen, lokal denken und global beobachten. Es braucht Nähe zur Community, realistische Kostenmodelle und ein Produkt, das sich weiterentwickeln darf. Der E-Sport lebt von der Dynamik – wer das ignoriert, bleibt irgendwann allein auf dem Server.

Linda Güster ist leidenschaftliche Gamerin und als Teil des Freelance-Teams bei ESI immer am Puls der eSports-Szene. Ob knallharte DotA-2-Matches, nervenaufreibende Survival-Abenteuer in Subnautica oder entspannte Stunden mit Cozy Games wie Stardew Valley — sie liebt die ganze Bandbreite des Gaming-Universums. Abseits davon bringt sie als Software-Entwicklerin und Freelancerin ihr Können in die Welten von Technologie, Mode, Finanzen und iGaming ein, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und spannenden Projekten.