VALORANT NA Tier-2: Manipulationsskandal erschüttert die Szene

Linda Güster
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Die nordamerikanische Tier-2-Szene von VALORANT steht am Abgrund. Der Vorwurf: Matchfixing, Wettskandale, Bestechung. Was lange nur in der Gerüchteküche brodelte, ist jetzt öffentlich – und die Community verlangt Antworten. Riot Games reagiert, doch das Vertrauen ist beschädigt.

Was passiert ist – und warum es die Szene hart trifft

Es war nur eine Frage der Zeit. Analyst und Ex-Profi Sean Gares hat mit einem Video die Bombe platzen lassen. Er zeigt Screenshots, nennt Namen, spricht über angeblich absichtlich verlorene Spiele – gesteuert durch dubiose Wettnetzwerke und Bargeldzahlungen unter der Hand. Die Summen sollen teils fünfstellig gewesen sein.

Im Fokus stehen unter anderem Teams wie Blue Otter oder Shopify Rebellion. Der Verdacht: Einige Spieler ließen sich kaufen. Das Motiv? Geldnot, fehlende Perspektiven – und ein System, das ihnen kaum Alternativen bietet.

Ein fragiles System trifft auf echten Druck

Die Tier-2-Szene in Nordamerika ist längst nicht mehr stabil. Große Namen wie FaZe oder Complexity sind ausgestiegen. Übrig bleiben kleinere Teams, Spieler ohne Absicherung, kaum Sponsoren. Wer heute noch spielt, tut das oft aus Überzeugung – aber auch aus Verzweiflung.

Viele Pros leben von Preisgeldern und ein paar Streamer-Einnahmen. Langfristige Verträge? Fehlanzeige. Wer keinen Durchbruch schafft, steht alleine da. Genau diese Unsicherheit macht es für Betrüger leicht. Wenn’s keine Regeln gibt, fällt es auch nicht auf, wenn man sie bricht.

Was Gares sagt – und was das bedeutet

Laut Gares sind die Vorwürfe keine Einzelfälle. Er berichtet von internen Deals, manipulierten Karten, Bargeldflüssen über Mittelsmänner. Besonders heftig: Es gibt Hinweise, dass selbst einzelne Riot-Mitarbeiter ins Visier geraten sind – angeblich bestochen. Noch ist nichts bewiesen. Aber allein der Verdacht reicht, um die Alarmglocken schrillen zu lassen.

Riots Reaktion – spät, aber ernst

Am 6. Mai äußerte sich Riot erstmals offiziell. Das Unternehmen bestätigt laufende Ermittlungen, mehrere Spieler sind bereits suspendiert. In die Untersuchungen sind auch externe Partner wie Sportradar, GRID und die IBIA eingebunden. Der Fokus liegt auf tausenden Matches – und den dazugehörigen Wettmustern.

Noch gibt es keine Beweise für internes Fehlverhalten. Doch Riot weiß: Wenn sie jetzt nicht aufräumen, geht ihnen die Szene verloren.

Und jetzt?

Riot analysiert Daten, spricht mit Spielern, sichert Whistleblower ab – und versucht, mit stetigen Statements Transparenz zu schaffen. Doch in der Community bleibt Skepsis. Viele fragen sich: Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Und wie viele Fälle bleiben noch im Verborgenen?

Was klar ist: Der Schaden ist da. Und er trifft nicht nur ein paar schwarze Schafe – sondern eine ganze Szene, die eh schon ums Überleben kämpft.

Linda Güster ist leidenschaftliche Gamerin und als Teil des Freelance-Teams bei ESI immer am Puls der eSports-Szene. Ob knallharte DotA-2-Matches, nervenaufreibende Survival-Abenteuer in Subnautica oder entspannte Stunden mit Cozy Games wie Stardew Valley — sie liebt die ganze Bandbreite des Gaming-Universums. Abseits davon bringt sie als Software-Entwicklerin und Freelancerin ihr Können in die Welten von Technologie, Mode, Finanzen und iGaming ein, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und spannenden Projekten.