Selten sorgt eine Turnierabsage im Esport für so viel Aufmerksamkeit. Das ukrainische Team B8 Esports hat sich gegen eine Teilnahme am FISSURE Playground #1 entschieden – und damit sportliche Chancen zugunsten eines klaren Statements aufgegeben. Grund: das Sponsoring des Turniers durch den russischen Wettanbieter BetBoom. In einer Szene, in der oft nur Titel und Preisgelder zählen, zeigt B8: Haltung kann wichtiger sein als ein Platz auf dem Podium.
Warum B8 das Turnier ablehnt – und was dahintersteckt
Der FISSURE Playground #1 in Belgrad hätte für B8 sportlich vieles bedeutet: VRS-Punkte, Sichtbarkeit, Preisgeld. Doch hinter dem Event steht BetBoom – ein russischer Sponsor mit Aktivitäten auf der besetzten Krim. Für ein ukrainisches Team wie B8 war das nicht tragbar. Ihre Antwort: konsequente Absage. In einer Community, die nicht selten über politische Fragen hinwegschaut, ist das ein seltener Schritt.
B8 kommunizierte die Entscheidung transparent. Auf Social Media machten sie deutlich, dass Sponsorenwahl keine Nebensache ist – besonders dann nicht, wenn das Geld aus einem Land stammt, das die eigene Heimat angreift. Sie hätten spielen können. Sie wollten es nicht.
Zwischen Community-Votum und Management-Entscheidung
B8 ließ die Fans mitreden. In einer Telegram-Abstimmung sprachen sich 52 Prozent der Community für eine Teilnahme aus – ein knappes Ja. Doch das Team entschied anders. Für viele überraschend, aber nachvollziehbar: Es ging nicht um Popularität, sondern um Prinzipien. Der moralische Kompass schlug stärker aus als die Community-Stimme.
Diese Offenheit, erst abzustimmen und dann doch anders zu handeln, zeigt Mut. Sie führt auch eine Diskussion, die im Esport oft fehlt: Was ist wichtiger – Erfolg oder Verantwortung?
Sportliche Konsequenzen? Ja. Aber mit Haltung.
Die Absage hat Folgen. VRS-Punkte fehlen, mögliche Turniereinladungen rücken in die Ferne. Andere Teams können sich beim FISSURE Playground #1 einen Vorteil sichern, den B8 bewusst nicht will. Stattdessen fokussiert sich die Organisation auf internationale Wettbewerbe wie den BLAST.tv Austin Major – Events ohne russische Sponsoren, mit breiterem Publikum und größerer Bühne.
B8 verzichtet also nicht auf Konkurrenz, sondern auf Bequemlichkeit. Sie gehen den schwereren Weg – aber mit erhobenem Kopf.
Ein Schritt mit Signalwirkung für die Szene
Dass Sponsoring längst nicht mehr nur Geldfluss bedeutet, zeigt sich hier besonders deutlich. Die Entscheidung von B8 ist mehr als ein Einzelfall. Sie setzt einen Ton. Andere Teams, gerade in Europa, könnten künftig genauer hinsehen, mit wem sie sich verbinden.
Turnierorganisatoren stehen unter Zugzwang. Wer auf Sponsoren mit zweifelhaftem Hintergrund setzt, riskiert Protest – oder gleich den Rückzug einzelner Teams. Was heute wie ein Einzelfall wirkt, könnte morgen Standard sein: Sport ja, aber nicht um jeden Preis.