Mit dem Juni-Update 2025 hat Valve sein VRS-Modell neu justiert – und damit die CS2-Szene ordentlich durchgeschüttelt. Die Einführung einer eigenen MENA-Sub-Region (Middle East and North Africa) bringt nicht nur geordnete Zuordnungen, sondern auch neue Chancen für Teams, die bislang am Rand der großen Bühnen standen. Hinter der Maßnahme steckt mehr als Geografie: Es geht um Fairness, Repräsentation und die Frage, wie global eSport eigentlich sein darf – oder sein sollte.
Warum Valve die Sub-Region MENA schafft
Bisher war die Einteilung oft ein Kompromiss: Länder wie Israel oder Ägypten wurden je nach Turnier mal Europa, mal Asien zugeordnet – ohne klare Linie. Mit dem neuen Update ordnet Valve rund zwanzig Länder der MENA-Sub-Region zu, die direkt unter die europäische VRS-Struktur fällt. Das bedeutet: gleiche Chancen im Wettbewerb, klarere Routen in der Qualifikation und keine Umwege über entfernte Regionen mehr.
Für viele Teams ist das ein Befreiungsschlag. Nicht nur, weil sie endlich einheitlich eingestuft werden, sondern auch, weil sie ihre Leistungen realistischer einordnen können. Vor allem israelische Organisationen profitieren: Statt in der asiatischen Liste zwischen Korea und Ozeanien zu verschwinden, gehören sie jetzt sichtbar zur europäischen Szene.
Was sich jetzt für Teams konkret ändert
Die neue Struktur bringt mehr als eine verschobene Karte. Sie wirkt sich direkt auf Turnierzugänge, Platzierungen und Einladungen aus. Valve hat deutlich gemacht: Das VRS-Modell ist ab sofort der einzige Maßstab für Major-Slots. Keine offenen Qualifikationen mehr, kein zweiter Anlauf – wer in der Liste gut dasteht, ist dabei. Wer nicht, schaut zu.
Ein Team wie JiJieHao, das noch vor Kurzem Platz sechs in Asien belegte, rutscht durch die neue Einstufung auf Platz 29 in Europa ab – mit klaren Nachteilen bei der Vergabe von Startplätzen. Team Liquid hingegen, verstärkt durch den israelischen Spieler NertZ, springt in der neuen Konstellation direkt in die europäische VRS und profitiert von höheren Standards und mehr Wettbewerb. Wildcard trifft es dagegen hart: Wegen ihres südafrikanischen Spielers müssen sie ins amerikanische VRS wechseln, was sich auf ihre Turnierstrategie spürbar auswirkt.
Valve ordnet Teams anhand der Spielerherkunft – und dabei kann schon ein einziger Spieler das Zünglein an der Waage sein. Diese Dynamik zwingt Organisationen dazu, ihre Roster noch strategischer zu planen.
Direkteinladungen und Konsequenzen für Majors
Mit dem Aus für externe Qualifikationswege und der alleinigen Gewichtung des VRS-Systems verschärft sich der Druck auf die Teams. Ein Platz bei einem Major? Nur noch über die Rangliste. Jede gewonnene Map zählt, jedes Forfeit wiegt wie eine Niederlage. Selbst kleinere Online-Matches können den Unterschied machen.
Valve will weg von Einladungen nach Bauchgefühl. Stattdessen wird messbar, wer Leistung bringt. Die neue Gewichtung von Club-Wettbewerben wie ESL oder FACEIT, aber auch dem Esports World Cup, sorgt für zusätzliche Dynamik. Auch Preisgelder beeinflussen die Punktverteilung. Wer sich also lange in Szene hält, wird belohnt – nicht nur durch Fans, sondern durch Startplätze.
Ein Schritt in Richtung echter Globalität
Mit der MENA-Sub-Region erweitert Valve nicht nur seine Karte, sondern auch sein Selbstverständnis. CS2 war schon immer ein globaler Titel – aber die Wettbewerbsstruktur spiegelte das nicht immer wider. Nun bekommt eine bislang unterrepräsentierte Region ihren Platz im Rampenlicht. Und mit ihr: Spieler, deren Wege zu internationalen Events bisher unnötig kompliziert waren.
Für die Szene bedeutet das nicht nur neue Matchups, sondern auch mehr Vielfalt auf der Bühne. Wer sich durchsetzt, tut das nicht mehr, weil der eigene Weg einfacher war – sondern weil Leistung zählt. Das neue VRS-Modell macht Ernst mit dem, was eSport seit Jahren verspricht: globale Chancengleichheit, ohne Umwege.