Du spielst Turniere, führst ein Team oder träumst davon, mit deinem Skill Preisgelder zu kassieren? Dann kommt früher oder später die Frage auf: Ist das überhaupt legal – und was darf ich als Spieler, Veranstalter oder Streamer in Deutschland wirklich?
Die gute Nachricht zuerst: Esport ist in Deutschland grundsätzlich erlaubt. Aber wie so oft steckt der Teufel im Detail – und genau das schauen wir uns jetzt an. Kein Juristen-Geschwafel, sondern ein klarer Blick auf Gesetze, Regeln und Grauzonen rund ums digitale Wettkampfgaming.
Was genau ist Esport – und was sagt das Gesetz?
Esport, also elektronischer Sport, meint den wettbewerbsmäßigen Vergleich von Spielern in Videospielen – organisiert, professionell und oft mit ordentlichen Preisgeldern. Klingt nach Sport, oder? Leider nicht ganz – zumindest nicht aus rechtlicher Sicht.
Denn: Der Begriff „Esport“ ist gesetzlich nicht definiert. Es gibt keine eigene Kategorie im deutschen Recht, die Esport regelt oder beschreibt. Das führt dazu, dass je nach Kontext – etwa bei Steuern, Vereinsrecht oder Förderanträgen – ganz unterschiedliche Regeln greifen.
Besonders kritisch: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) erkennt Esport nicht als offizielle Sportart an. Nur Spiele mit direktem Sportbezug, etwa FIFA oder NBA2K, zählen als sogenannte „virtuelle Sportsimulationen“ – aber League of Legends, CS:GO oder Valorant? Fehlanzeige.
Warum das problematisch ist? Ohne die Anerkennung als Sport gibt’s keine automatische Förderung, keine sportbezogenen Visa und auch keine Gemeinnützigkeit für Esport-Vereine. Für viele Organisationen ist das ein echter Nachteil im Vergleich zum klassischen Sport.
Was unterscheidet Esport von klassischem Sport?
Rein juristisch betrachtet ist der Unterschied vor allem die körperliche Betätigung. Der DOSB sagt: Sport muss physisch sein – Tastatur und Maus reichen da nicht aus. Dabei ignoriert man komplett, dass Reaktionszeit, Koordination, Teamplay und Ausdauer auch im Esport eine Rolle spielen.
Ein paar Beispiele, wo der Unterschied spürbar wird:
- Vereinsgründung: Fußballvereine können als gemeinnützig anerkannt werden – Esport-Organisationen oft nicht.
- Förderung: Sportvereine erhalten Zuschüsse, Hallennutzung, Ehrenamtspauschalen – Esport-Teams müssen das selbst stemmen.
- Anerkennung: Während lokale Sportvereine oft politische Unterstützung bekommen, gelten Esport-Teams vielen noch als „Zockerclans“.
Dabei wächst der Markt seit Jahren, bringt Jobs, Events und internationale Wettbewerbe hervor – nur eben (noch) nicht mit denselben rechtlichen Privilegien wie der klassische Sport.
Förderung, Vereinsstatus & Visa – wo’s rechtlich hakt
Die fehlende Anerkennung als Sport zieht eine ganze Kette an Problemen nach sich:
1. Gemeinnützigkeit
Viele Esport-Teams organisieren sich als Verein – oft aus Idealismus oder weil’s gut zur Community passt. Aber: Ohne Sport-Anerkennung gibt’s keine Gemeinnützigkeit. Das heißt:
- Keine Steuererleichterung
- Kein Spendenabzug für Unterstützer:innen
- Kein Zugang zu öffentlichen Fördermitteln
Der Esport-Verband Deutschland (ESBD) fordert seit Jahren eine Änderung – und es gibt Hoffnung: Im Koalitionsvertrag 2025 wurde angekündigt, dass Esport-Vereine künftig als gemeinnützig gelten sollen. Passiert ist bisher aber wenig.
2. Visa für ausländische Profis
Du willst internationale Spieler ins Team holen? Kann knifflig werden. Denn ohne Sportanerkennung fällt auch das Sportler-Visum flach. Stattdessen müssen Organisationen mit regulären Arbeitsvisa arbeiten – teuer, aufwändig und mit unsicherem Ausgang.
3. Strukturelle Förderung
Ohne rechtliche Klarheit fehlt vielen Esport-Projekten die Planungssicherheit: Turnierveranstalter wissen nicht, ob sie als gewerblich gelten. Schulen scheuen Esport-AGs wegen Jugendschutzfragen. Selbst Kommunen wissen oft nicht, ob sie Esport fördern dürfen.
Ist Esport in Deutschland grundsätzlich legal?
Ja, und zwar ohne Wenn und Aber – du darfst spielen, trainieren, Turniere veranstalten und Preisgelder ausschütten. Es gibt kein Gesetz, das Esport verbietet.
Was es aber gibt: Vorschriften und Genehmigungen, die je nach Format greifen können.
Was konkret erlaubt ist:
- Teilnahme an Online- und Offline-Turnieren (sofern USK-Freigabe passt)
- Gründung von Esport-Teams oder Clans
- Preisgeldgewinne erhalten (aber ggf. steuerpflichtig)
- Streaming von Esport-Inhalten (Rechteinhaber beachten!)
- Organisation eigener Turniere (je nach Größe ggf. Veranstaltungsrecht beachten)
Was du beachten solltest:
- Events mit Publikum brauchen ggf. eine Gewerbeanmeldung oder Versicherung
- Jugendschutzbestimmungen müssen eingehalten werden (mehr dazu gleich)
- Wer Esport kommerziell betreibt, muss sich mit steuerlichen Regeln auseinandersetzen
Kurz gesagt: Esport ist nicht verboten – aber auch nicht geregelt wie der klassische Sport. Wer sich auskennt, kann viel machen. Wer’s ignoriert, tritt schnell in rechtliche Grauzonen.
Wie sieht’s mit Esport-Wetten aus?
Wetten auf Esport sind ein heißes Thema – und das nicht nur bei Fans. Seit dem Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags 2021 ist die Lage zwar etwas klarer, aber längst nicht jeder weiß, was eigentlich erlaubt ist.
Grundsätzlich gilt:
Esport-Wetten sind legal – aber nur bei Anbietern mit deutscher Lizenz.
Das bedeutet:
- Nur Buchmacher, die auf der Whitelist der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) stehen, dürfen Esport-Wetten in Deutschland anbieten.
- Anbieter wie bet-at-home oder bwin dürfen unter Auflagen auch Esport-Wetten im Programm haben – sofern das jeweilige Event im Vorfeld genehmigt wurde.
Vorsicht bei internationalen Plattformen: Viele Seiten mit Sitz im Ausland bieten Esport-Wetten ohne deutsche Lizenz an – das kann aus deutscher Sicht illegal sein, selbst wenn sie legal im Ausland operieren.
Unterschiede: Sportwetten, Esport-Wetten, Lootboxen
Sportwetten:
Erlaubt, wenn lizenziert. Klare Regeln, bekannte Anbieter.
Esport-Wetten:
Ebenfalls erlaubt, aber oft nur auf große, genehmigte Turniere. Die GGL prüft hier strenger, da Esport keine anerkannte Sportart ist.
Lootboxen:
Grauzone. In Spielen wie FIFA, CS:GO oder Genshin Impact können virtuelle Kisten gegen Echtgeld gekauft werden – mit zufälligem Inhalt.
Ob das Glücksspiel ist, hängt von der Spielmechanik ab. In Deutschland gibt es noch keine klare gesetzliche Regelung, aber politische Forderungen nach strengeren Regeln nehmen zu.
Jugendschutz und Altersfreigaben: Was dürfen Minderjährige?
Auch hier gilt: Esport ist für Jugendliche nicht verboten, aber es gelten Regeln – und die hängen vor allem vom jeweiligen Spiel ab.
Altersfreigaben (USK)
Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) legt Altersgrenzen für Spiele fest. Diese gelten auch für Esport:
- LoL: ab 12 Jahren
- Fortnite: ab 12 Jahren
- CS:GO: ab 16 Jahren
- VALORANT: ab 16 Jahren
Turniere oder Events müssen sich an diese Vorgaben halten – auch online. Wer ein 14-jähriges Teammitglied für ein CS:GO-Turnier anmeldet, verstößt gegen den Jugendschutz.
Gibt es Grauzonen oder offene Fragen?
Ganz klar: Ja. Auch 2025 gibt es im deutschen Esport-Bereich noch eine Menge offener Baustellen:
Anerkennung als Sportart
Der Fehlende Sportstatus ist nach wie vor der zentrale Bremsklotz. Ohne DOSB-Anerkennung bleiben viele Türen geschlossen – von Fördergeldern bis hin zu Visa für internationale Talente. Obwohl Esport wirtschaftlich relevant ist, fehlt weiterhin eine einheitliche politische Linie.
Steuerliche Einordnung
Preisgelder gelten als Einkommen – zumindest laut Finanzamt. Wer regelmäßig spielt und gewinnt, muss das in der Steuererklärung angeben.
Auch Streamer:innen, die durch Turniereinnahmen Geld verdienen, können als Selbstständige gelten.
Beispiel:
Ein 19-jähriger Valorant-Spieler gewinnt regelmäßig kleine Turniere mit je 500 € Preisgeld. Die Beträge summieren sich – und irgendwann meldet sich das Finanzamt. Wer keine Buchhaltung macht, kann Probleme bekommen.
Vereinsrecht
Esport-Vereine gibt es viele – doch sie sind rechtlich oft in einer Grauzone unterwegs. Ohne Gemeinnützigkeit gelten sie häufig als wirtschaftlicher Verein oder müssen sich als GbR organisieren. Das ist unsicher, steuerlich unattraktiv und erschwert Förderungen.
Rechte und Urheberrecht
Spiele gehören den Publishern. Wer Turniere veranstaltet oder Matches streamt, nutzt Inhalte, die urheberrechtlich geschützt sind. In der Praxis wird das oft geduldet – doch rein rechtlich könnten Publisher jederzeit Einspruch einlegen.
Deutschland und Esport: Eine legale Sache mit vielen Haken
Esport ist in Deutschland erlaubt. Punkt. Ob du spielst, turnierst, organisierst oder streamst – du bewegst dich grundsätzlich auf legalem Boden. Aber: Viele Rahmenbedingungen sind (noch) nicht optimal geregelt. Vor allem bei Wetten, Steuern, Vereinsrecht und der Anerkennung als Sport gibt’s Nachholbedarf.
Wenn du im Esport aktiv bist – egal ob als Hobby oder Profi – lohnt es sich, über die rechtlichen Basics Bescheid zu wissen. So bleibst du auf der sicheren Seite und kannst dich auf das konzentrieren, worum’s eigentlich geht: den Wettkampf.
FAQ
Ist Esport in Deutschland ein anerkannter Sport?
Nein, Esport wird vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bisher nicht als offizielle Sportart anerkannt. Nur sogenannte „virtuelle Sportsimulationen“ wie FIFA oder NBA2K gelten als sportnah. Titel wie League of Legends, Counter-Strike oder Valorant fallen nicht darunter, was Auswirkungen auf Förderung, Visa und Vereinsrecht hat.
Ist Esport-Wetten legal?
Grundsätzlich ja – aber nur unter klaren Voraussetzungen. Esport-Wetten sind seit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 erlaubt, sofern sie über einen lizenzierten Anbieter mit deutscher Glücksspiellizenz angeboten werden. Ohne diese Lizenz sind Wetten in Deutschland illegal, auch wenn die Anbieter im Ausland sitzen.
Können Minderjährige an Turnieren teilnehmen?
Ja, aber nur im Rahmen der Altersfreigaben (USK) und mit Zustimmung der Eltern. So dürfen beispielsweise 14-Jährige nicht an CS:GO-Turnieren teilnehmen, da das Spiel ab 16 freigegeben ist. Auch Preisgelder und Reisen zu Offline-Events unterliegen zusätzlichen Jugendschutzregelungen.
Gibt es offizielle Esport-Vereine?
Ja, viele Esport-Organisationen sind als eingetragene Vereine aktiv. Allerdings gelten sie aktuell nicht als gemeinnützig, da Esport nicht als förderungswürdiger Zweck anerkannt ist. Dadurch fehlt ihnen Zugang zu Fördermitteln, Spendenabzügen und anderen Vorteilen klassischer Sportvereine.
Muss ich Preisgeld versteuern?
Ja – in vielen Fällen. Sobald du regelmäßig Preisgelder erhältst oder daraus Einkünfte generierst, kann das Finanzamt eine Steuerpflicht annehmen. Auch kleinere Gewinne können relevant werden, insbesondere bei wiederholter Teilnahme an Turnieren oder wenn du Einnahmen durch Streams kombinierst.