Wenn Gaming sich auszahlt – die bestverdienendsten eSportler aller Zeiten

Jasmin Bosley
Ben Touati
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Es war einmal… die bösen Killerspiele, Cola-Dosen neben der Tastatur und verschwitzte LAN-Partys. Heute? Millionen-Deals, Weltmeistertitel und Preisgelder, die locker mit Formel 1 oder Golf mithalten können.

eSport ist längst kein Nischenhobby mehr, sondern ein globales Entertainment-Phänomen – mit Stadion-Atmosphäre, Kommentatoren, Fanartikeln und einem ganz eigenen Star-Kult. Für viele der besten Spieler geht’s dabei nicht nur um Ruhm, sondern um echtes, handfestes Geld. Und das teils in absurder Größenordnung: Mehrere Millionen Dollar Preisgeld pro Person sind keine Seltenheit mehr.

Doch wer sind diese Spieler, die sich durch Skill, Disziplin und manchmal auch pure Nervenstärke an die Spitze gezockt haben? Wer hat das meiste aus seiner Karriere herausgeholt – und in welchen Games fließt eigentlich das große Geld?

Wir werfen einen genaueren Blick auf die bestverdienenden eSportler der Welt – und zeigen auch, wer aus Deutschland ganz vorne mitspielt. Denn auch wenn hierzulande Gaming manchmal noch ein Imageproblem hat, beweisen einige deutsche Pros, dass man mit Skills auf Top-Niveau ganz oben mitspielen kann.

Das große Geld im eSport – Wie Preisgelder entstehen

Bevor wir uns die reichsten eSportler im Detail anschauen, lohnt ein Blick darauf, woher das ganze Geld eigentlich kommt. Denn anders als im traditionellen Sport sind nicht nur Sponsoren oder Gehälter entscheidend – im eSport spielen Preisgelder eine ganz eigene Rolle.

Preisgeld vs. Einkommen – was zählt im eSport wirklich?

Klar, viele Spieler verdienen auch über Organisationen ein fixes Gehalt oder kassieren über Werbedeals, Streaming und Merchandise kräftig mit. Doch bei Preisgeldern wird es messbar. Turniererfolge lassen sich in Dollar, Euro oder Yen beziffern – ohne Schätzwerte, ohne Verträge im Hintergrund. Genau deshalb gelten sie auch als das „offizielle“ Ranking für den finanziellen Erfolg.

Gerade in Games mit riesiger Wettkampfstruktur, wie Dota 2, Fortnite oder CS:GO, können sich einzelne Events wie ein ganzes Jahresgehalt anfühlen – oder wie ein Lottogewinn. Denn manche Turniere werfen mit Preisgeld nur so um sich.

The International, Fortnite World Cup & Co. – Wenn ein Turnier das Leben verändert

Das beste Beispiel ist wohl The International, das Dota-2-Mega-Event, bei dem über die Jahre hinweg teils mehr als 30 Millionen US-Dollar im Preispool lagen – auch wenn der Rückgang der Preisgelder eindeutig ist. Finanziert wird das Ganze größtenteils durch die Community selbst, via Crowdfunding im Ingame-Shop. Ein Modell, das Maßstäbe gesetzt hat.

Auch der Fortnite World Cup 2019 schlug ein wie eine Bombe: 3 Millionen Dollar für den Einzelsieger, über 30 Millionen insgesamt. Kein Wunder, dass Fortnite plötzlich nicht nur bei Teenagern ein großes Thema war – sondern auch in den Medien.

Bei CS:GO, League of Legends oder auch PUBG sind die Preisgelder über viele Turniere verteilt, aber ebenfalls beachtlich. Hier zahlt sich Konstanz aus – die besten Spieler schreiben nicht einen fetten Scheck, sondern viele kleinere, die sich über Jahre summieren.

Welche Spiele zahlen am besten?

In der Hitliste der höchsten Preisgelder liegt Dota 2 mit Abstand auf Platz 1. Die Summen, die allein über The International ausgeschüttet wurden, machen das Game zum absoluten Vorreiter in Sachen E-Sport-Millionäre.

Danach folgen Fortnite, CS:GO und League of Legends – wobei Letzteres eher für Prestige, TV-Deals und langfristige Karriereoptionen steht, weniger für einzelne Mega-Gewinne.

Aber auch neue Games wie Valorant oder die Mobile-Titel aus Asien starten gerade durch – und wer weiß: Vielleicht stehen die nächsten Millionen schon in einem Mobile-Battle-Royale-Turnier auf dem Spiel.

Die globale Elite – Die reichsten eSportler aller Zeiten

Wer richtig viel im eSport verdient hat, ist selten ein One-Hit-Wonder. Hinter den großen Namen stecken Jahre harter Arbeit, etliche Turniere – und oft ein gewisses Gespür für den perfekten Moment. Aber was bei fast allen Topverdienern auffällt: Ihr Game of Choice macht einen riesigen Unterschied.

Dota 2 dominiert alles

Wenn’s ums große Geld geht, führt Dota 2 seit Jahren das Feld an. Der Grund? The International – das größte E-Sport-Turnier der Welt, finanziert durch die Community. Wer hier einmal gewinnt, schreibt nicht nur Geschichte, sondern füllt sein Konto ordentlich auf.

Johan „N0tail“ Sundstein ist der absolute Spitzenreiter: Über 7 Millionen US-Dollar hat der dänische Support-Spieler im Laufe seiner Karriere kassiert. Der OG-Kapitän ist nicht nur der erfolgreichste Dota-Spieler aller Zeiten, sondern auch der bestverdienende eSportler weltweit – und das ohne großen Streaming-Hype.

Hinter ihm folgen seine Teamkollegen:

  • Jesse „JerAx“ Vainikka (Finnland): ca. 6,5 Mio. $
  • Anathan „ana“ Pham (Australien): knapp 6 Mio. $
  • Sébastien „Ceb“ Debs (Frankreich): rund 5,5 Mio. $
  • Topias „Topson“ Taavitsainen (Finnland): ebenfalls ca. 5,4 Mio. $

Was dieses Lineup so besonders macht? Sie haben 2018 und 2019 The International gewonnen – zwei Titel, die ihnen das meiste ihres Gesamtpreisgeldes eingebracht haben. Und sie taten das gegen alle Erwartungen, teils als Underdogs. Es war nicht nur finanziell ein Erfolg, sondern auch ein legendärer eSport-Moment.

Fortnite’s Raketenstart

Dann kam Fortnite – und stellte alles auf den Kopf. 2019 beim Fortnite World Cup wurde Gaming plötzlich Mainstream auf einem ganz neuen Level.

Der damals 16-jährige Kyle „Bugha“ Giersdorf gewann das Solo-Finale und nahm 3 Millionen Dollar mit nach Hause – auf einen Schlag. Damit wurde er zum Gesicht einer neuen Generation von eSportlern: jung, smart, kameraerprobt.

Auch andere landeten dicke Treffer:

  • David „Aqua“ Wang aus Österreich: knapp 2,2 Mio. $
  • Harrison „psalm“ Chang: etwa 1,9 Mio. $

Fortnite blieb zwar nicht dauerhaft auf diesem Preisgeld-Level, aber das Event hat Spuren hinterlassen – und gezeigt, dass Battle-Royale-Titel im E-Sport angekommen sind.

CS:GO: Konstanz schlägt Einzeltitel

Während Dota 2 und Fortnite mit massiven Einzelevents glänzen, lebt Counter-Strike: Global Offensive von Konstanz. Die ganz großen Summen pro Turnier sind hier seltener – aber wer jahrelang abliefert, kommt trotzdem auf Millionen.

Topverdiener:

  • Peter „dupreeh“ Rasmussen (Dänemark): über 2,2 Mio. $
  • Nicolai „dev1ce“ Reedtz (Dänemark): ca. 2 Mio. $
  • Finn „karrigan“ Andersen (Dänemark): ca. 2 Mio. $

CS:GO ist ein Marathon. Die erfolgreichsten Spieler haben teils über ein Jahrzehnt Turniere bestritten – und dabei vor allem durch Major-Wins, ESL-Events und die BLAST-Serie abkassiert. Besonders das dänische Team Astralis hat die Szene über Jahre geprägt.

League of Legends: Prestige statt Preisgeld

LoL ist das größte eSport-Spiel der Welt, was Zuschauerzahlen, Reichweite und Infrastruktur angeht – aber nicht, was Preisgelder betrifft. Warum? Weil Riot Games den Fokus auf Stabilität und Ligen legt, nicht auf einmalige Cash-Regen.

Trotzdem: Lee „Faker“ Sang-hyeok gilt als der Michael Jordan des eSports. Drei Mal Weltmeister, Millionen-Fanbase, Werbeikone in Korea – und trotzdem „nur“ rund 1,8 Millionen Dollar an Turniergewinnen.

Weitere bekannte LoL-Spieler mit hohem Verdienst:

  • Duke (Lee Ho-seong): ca. 960.000 $
  • JackeyLove (Yu Wenbo): knapp 930.000 $

LoL-Spieler verdienen meist durch Gehälter, Sponsoren und Markenpräsenz. Preisgeld ist da fast Nebensache – aber es unterstreicht eben auch: Reich im eSport heißt nicht zwingend reich durch LoL.

Blick nach Deutschland – Die Top-eSportler aus der Heimat

Deutschland ist vielleicht nicht das erste Land, das einem einfällt, wenn es um eSport-Millionäre geht. Aber auch hier gibt’s absolute Top-Talente, die international Erfolge feiern – und sich ihren Platz in der Preisgeld-Hall of Fame verdient haben. Vom Dota-Taktiker bis zum FIFA-Weltmeister: Diese Namen sollte man als eSport-Fan kennen.

KuroKy: Deutschlands stiller Multi-Millionär

Wenn es um deutsche eSport-Geschichte geht, kommt niemand an ihm vorbei: Kuro „KuroKy“ Takhasomi ist nicht nur der erfolgreichste deutsche eSportler aller Zeiten – er gehört auch global zur absoluten Spitze.

Mit über 5,2 Millionen Dollar Preisgeld gehört er zu den Top 10 weltweit. Seine Karriere begann er schon zu DotA-Allstars-Zeiten, lange vor dem Release von Dota 2. Später war er Teil legendärer Teams wie Natus Vincere, Team Liquid und zuletzt Nigma Galaxy.

Der große Durchbruch kam 2017 mit dem Sieg bei The International 7 – dem damals höchstdotierten Turnier der eSport-Geschichte. Als Captain führte er sein Team zum Titel und kassierte über 2 Millionen Dollar allein an diesem Wochenende.

Was KuroKy besonders macht: Er ist kein Streamer, kein Trash-Talker, keine Rampensau. Sondern ein Stratege, der lieber mit Leistung überzeugt als mit lautem Auftritt. Genau das hat ihm Respekt eingebracht – nicht nur in Deutschland.

Weitere Dota-Talente: FATA & KheZu

Auch abseits von KuroKy hat Deutschland starke Dota-Spieler hervorgebracht:

  • Adrian „FATA“ Trinks: Spielte unter anderem für Cloud9, NiP und Tundra Esports. Seine Preisgelder summieren sich auf rund 1,4 Millionen Dollar.
  • Maurice „KheZu“ Gutmann: Ebenfalls über Jahre aktiv, u.a. für Team Secret, Complexity und Vikin.gg – mit insgesamt etwa 290.000 Dollar an Turniergewinnen.

Beide Spieler sind bekannt für ihr taktisches Verständnis und ihre Vielseitigkeit im Spiel. Auch wenn sie nicht ganz an KuroKy heranreichen, gehören sie zur deutschen eSport-Elite.

FIFA & Fortnite made in Germany

Dass Deutschland auch in anderen Genres mitspielen kann, beweisen vor allem FIFA und Fortnite:

  • Mohammed „MoAuba“ Harkous wurde 2019 FIFA-Weltmeister – der erste deutsche Spieler überhaupt, dem das gelang. Für seinen WM-Titel erhielt er rund 250.000 Dollar, insgesamt stehen etwa 380.000 Dollar auf seinem Konto.
  • Umut „Umut“ Gültekin legte 2022 nach und holte den nächsten WM-Titel nach Deutschland. Auch er streicht rund 300.000 Dollar an Preisgeldern ein – und gehört damit zur Weltspitze.
  • Jannis „JannisZ“ Matwin ist Deutschlands Fortnite-Aushängeschild. Bereits als Teenager räumte er bei internationalen Turnieren ab – heute kommt er auf rund 480.000 Dollar Preisgeld. Sein aggressiver Spielstil und seine starke Performance im Duo-Modus machten ihn schnell zu einem der gefürchtetsten Spieler Europas.

Deutsche CS:GO-Größen

Auch wenn CS:GO eher von skandinavischen und osteuropäischen Teams dominiert wird, hat Deutschland starke Einzelspieler hervorgebracht:

  • Johannes „tabseN“ Wodarz ist seit Jahren das Gesicht von BIG (Berlin International Gaming) und einer der konstantesten deutschen Profis. Seine Preisgelder liegen bei etwa 380.000 Dollar – und das in einer Szene, in der regelmäßige Erfolge selten sind.
  • Florian „syrsoN“ Rische, ebenfalls bei BIG aktiv, bringt es auf rund 300.000 Dollar. Sein AWP-Gameplay und seine ruhige Art haben ihn zu einem festen Bestandteil des deutschen CS gemacht.

Obwohl deutsche CS:GO-Teams international nie ganz in die Top 3 durchgestartet sind, zeigen Spieler wie tabseN, dass man sich mit Disziplin und Teamplay langfristig oben halten kann.

Verdienen ≠ Bekanntheit – Warum viele Stars trotzdem unter dem Radar fliegen

Wer im eSport groß ist, muss doch auch auf Twitch durch die Decke gehen, oder? Nicht ganz. Denn das dickste Preisgeld zu kassieren, heißt noch lange nicht, dass man automatisch ein Superstar ist – und umgekehrt.

Preisgeld allein sagt nicht alles aus

Es klingt erst mal logisch: Wer viele Turniere gewinnt, verdient viel Geld. Stimmt auch – zumindest auf dem Papier. Aber es gibt viele Spieler, die in Sachen Skill oder Einfluss ganz vorne mitspielen, aber nie die ganz großen Summen gewonnen haben.

Beispiel: Faker, der LoL-GOAT, hat „nur“ rund 1,8 Millionen Dollar Preisgeld auf dem Konto – weniger als viele Dota-2-Spieler, die kaum jemand außerhalb der Szene kennt. Trotzdem ist Faker ein globaler Star mit Werbedeals, Dokus und Millionen-Fans weltweit.

Streaming, Sponsoring, Markenwert

Viele eSportler verdienen heute einen Großteil ihres Einkommens gar nicht mehr direkt durch Turniere. Wer clever ist, baut sich früh eine Marke auf. Das bedeutet: Twitch-Streams, YouTube-Kanäle, Social Media, Werbedeals und eigene Produkte.

Ein gutes Beispiel dafür ist Tyler „Ninja“ Blevins. Auch wenn er nicht in der Topliste der Preisgeld-Verdiener auftaucht, hat er durch seinen Fortnite-Hype Millionen verdient – einfach durch Reichweite, Deals mit Adidas, Mixer und Co.

Das heißt: Es gibt zwei Arten von eSport-Stars – die Turnier-Typen (wie KuroKy oder Bugha), und die Streaming-Giganten (wie Ninja oder Shroud). Und manche schaffen sogar beides.

Regionale Unterschiede und Publisher-Politik

Was auch eine Rolle spielt: Wo man herkommt und welches Spiel man zockt. In Asien sind viele eSport-Stars Riesen-Promis, haben TV-Auftritte und Fanclubs. In Europa oder den USA muss man sich das alles eher erkämpfen – oder mit Personality punkten.

Dazu kommt: Nicht jeder Publisher will hohe Preisgelder. Riot zum Beispiel setzt bei League of Legends lieber auf stabile Ligen und Gehälter, statt auf Millionenpreise. Das sorgt zwar für mehr Planungssicherheit, aber weniger Cash pro Event.

Jasmin ist eine erfahrene Autorin mit über 9 Jahren Erfahrung in der Gaming- und Technologiebranche. Ihre Leidenschaft für Videospiele und technologische Innovationen hat sie zu einer gefragten Expertin in diesen Bereichen gemacht.