Schach im Esports-Fieber: Revolution oder Risiko?

Ben Touati
Jasmin Bosley
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Image credit: Shutterstock

Während sich die meisten Esports-Fans auf actiongeladene Titel wie Counter-Strike 2 oder League of Legends eingeschossen haben, wirbelt ein 1.500 Jahre altes Spiel die Szene auf: Schach. Das „Spiel der Könige“ wird 2025 beim Esports World Cup in Riad, Saudi-Arabien, mit einem satten Preisgeld von 1,5 Millionen US-Dollar als Esport debütieren.

Mit der Chess.com Classic, die am 18. Mai 2025 startet, und Magnus Carlsen als Zugpferd ist die Frage: Revolutioniert Schach die Esports-Welt oder handelt es sich hierbei eher um einen – wait for it – riskanten Schachzug?

Hat Schach die richtige DNA?

Schach als Esport? Das klingt, als würde man einen Ritter gegen einen Bugatti antreten lassen. Doch die Zahlen sprechen für sich: Chess.com zählt fast 200 Millionen Mitglieder, und Online-Schach boomt dank Streamern wie Hikaru Nakamura.

Die Ankündigung vom 17. Dezember 2024, dass Schach beim Esports World Cup 2025 neben Titeln wie Dota 2 auftritt, hat die Community elektrisiert. Vom 31. Juli bis 3. August 2025 werden Spieler im Rapid-10+0-Format – zehn Minuten pro Partie, kein Zeitinkrement – um 1,5 Millionen US-Dollar kämpfen.

Magnus Carlsen, der unangefochtene Schachkönig, ist Botschafter des Events. Seine Botschaft? „Schach gehört auf die große Bühne.“ Ralf Reichert, CEO der Esports World Cup Foundation, sieht Schach als „Mutter aller Strategiespiele“, die die Szene bereichert. Aber ist das genug, um Esports-Fans zu überzeugen, die auf Adrenalin und Spektakel setzen?

Hype um Chess.com Classic

Die Chess.com Classic (18.–23. Mai 2025) ist der Startschuss für die Qualifikation zum Esports World Cup. Mit 150.000 US-Dollar Preisgeld und den letzten Punkten der Champions Chess Tour (CCT) wird das Turnier ein Schach-Schwergewicht wie Carlsen gegen Qualifikanten antreten lassen.

Neun Spieler sichern sich einen Platz in Riad, vier weitere über einen Last-Chance-Qualifier. Diese offene Struktur macht Schach zugänglich. Das ist ein Pluspunkt in der oft elitären Esports-Welt.

Wer wird die Tickets nach Riad lösen? Die Chess.com Classic könnte Schach endgültig aus der Nische katapultieren. Die Frage lautet aber , ob ein Spiel, das auf strategischer Stille basiert, die laute Esports-Arena füllen kann.

Esports: Mehr als Gaming?

Warum Schach? Es ist kein Reflex-Shooter, kein MOBA. Doch genau das macht es spannend. Schach bringt mentale Tiefe in eine Szene, die oft auf Schnelligkeit setzt. Die Integration könnte die Esports-Definition erweitern und Spiele wie Go oder Poker nachziehen lassen. Chess.com’s 600 Millionen Spieler weltweit zeigen: Das Potenzial ist riesig.

Aber es gibt Haken. Puristen im Schachlager fürchten, dass die Esports-Bühne die Seele des Spiels opfert. Esports-Fans wiederum fragen: Wo bleibt die Action? Die Debatte, ob Schach „Esport genug“ ist, könnte die Community spalten.

Dennoch: Die Beteiligung von Esports-Teams wie Gen G, die Spieler wie Arjun Erigaisi unter Vertrag nehmen, zeigt, dass die Branche wirklich auf Schach setzt.

CHECKMATE

Schach hat durch Twitch und Events wie PogChamps bereits eine junge, digitale Fangemeinde. Der Esports World Cup könnte diesen Trend verstärken, indem er Schach mit Esports-Popkultur vermischt. Carlsen und Nakamura als Zugpferde könnten Esports-Fans neugierig machen, und Schach-Neulinge könnten die strategische Tiefe entdecken.

Die Esports World Cup Foundation setzt auf Inklusivität: Der Last-Chance-Qualifier in Riad öffnet Türen für Amateure. Das signalisiert: „Schach ist für alle.“ Ein cleverer Move, um Fans zu binden. Doch eine Gefahr ist deutlich: Wenn die Präsentation zu steril ist, werden Esports-Zuschauer abspringen.

Fazit

Mit 1,5 Millionen US-Dollar Preisgeld und der Chess.com Classic als Auftakt steht die Esports-Branche vor einer Chance: Diversifizierung. Schach könnte die Tür für neue Spiele öffnen und Sponsoren locken, die bisher gezögert haben. Aber es braucht Balance. Innovation ohne Entfremdung ist hier zentral.

Die Einführung von Schach in die Esports-Welt ein kühner, aber kalkulierter Zug. Ob es ein Siegeszug wird, hängt davon ab, ob Fans die strategische Tiefe genauso feiern wie einen Headshot. Eines scheint aber klar zu sein: Die Spielregeln ändern sich.

Ben Touati schreibt über Esports, Games und digitale Welten – mit einem Blick, der zwischen analytischem Tiefgang und nerdiger Begeisterung pendelt. Sein Background in Linguistik verleiht ihm ein feines Gespür für Sprache, Struktur und die kleinen Nuancen, die große Geschichten tragen. Ob aktuelle Entwicklungen im kompetitiven Gaming, neue Trends oder Arnold Schwarzeneggers Englisch: Ben liefert Einordnungen mit Substanz – immer durchzogen von Popkultur-Referenzen, filmreifen Metaphern und dem leisen Verdacht, dass das alles irgendwie mit Buffy the Vampire Slayer und Watchmen zu tun hat.