Team Liquid verliert Honda als Sponsor nach Spieler-Post

Linda Güster
calendar-icon

Ein animiertes GIF, ein verlorenes Match – und ein geplatzter Millionen-Deal. Der Rückzug von Honda als Sponsor von Team Liquid zeigt, wie schmal der Grat im Esport-Business geworden ist. Spieler stehen unter Beobachtung, Marken wollen klare Werte, und Fehler in der digitalen Öffentlichkeit haben Folgen. Für Team Liquid ist der Vorfall ein tiefer Einschnitt – und für die Branche ein deutliches Warnsignal.

Wie ein Post alles veränderte

Lucas „DiasLucasBr“ Dias hatte wohl nicht vor, Geschichte zu kommentieren – aber genau das tat er. Nach der Niederlage gegen CAG Osaka beim RE:L0:AD-Turnier postete er auf X eine Atombomben-Explosion. In der Folge gab es viel Kritik: von Fans, Medien, Spielern. Das Bild sei respektlos, gerade in Verbindung mit Japan. Dias löschte den Post, entschuldigte sich – aber zu spät. Honda, seit sechs Jahren Sponsor von Team Liquid, kündigte die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung.

Reaktion aus Japan: Warum Honda keine Wahl sah

Für Honda war der Fall klar. Der Post widersprach laut Statement dem Grundwert „Respekt vor der Menschheit“. In Japan, wo das Unternehmen tief verwurzelt ist, sind Darstellungen der Atombombenabwürfe ein sensibles Thema. Auch ohne bewusste Provokation war der symbolische Schaden angerichtet – und ein öffentliches Festhalten an Team Liquid wäre nicht vermittelbar gewesen.

Das Sponsoring soll jährlich zwischen drei und sechs Millionen Dollar wert gewesen sein. Dass Honda trotz dieses Umfangs sofort ausstieg, zeigt, wie hoch das Gewicht von kultureller Integrität im globalen Esport geworden ist.

Konsequenzen für Team Liquid

Die Organisation reagierte schnell. Dias wurde mit einer Geldstrafe belegt, das Team zu Trainings verpflichtet. Die Rainbow-Six-Preisgelder aus dem Turnier gehen komplett an wohltätige Zwecke. Auch die Strafzahlungen werden gespendet.

Darüber hinaus kündigte Team Liquid an, Medienkompetenz und kulturelles Bewusstsein künftig fester Bestandteil der internen Ausbildung zu machen. Der Vorfall soll dabei explizit als Schulungsbeispiel dienen. Die Botschaft: So etwas darf kein zweites Mal passieren.

Social Media wird zur Risiko-Zone

Für Sponsoren ist klar: Ein einzelner Spieler kann das Image eines ganzen Unternehmens beschädigen. Die große Bühne des Esport wird durch Plattformen wie Twitter oder TikTok noch größer – und unkontrollierbarer. Viele Marken setzen inzwischen auf präzise Exit-Klauseln, um in Krisenfällen schnell reagieren zu können.

Gleichzeitig wächst der Druck auf Teams, ihre Talente nicht nur spielerisch, sondern auch kommunikativ zu schulen. Medienkompetenz ist kein Nice-to-have mehr. Wer langfristig im Geschäft bleiben will, muss öffentlich auftreten können, ohne sich oder seinen Partner zu gefährden.

Linda Güster ist leidenschaftliche Gamerin und als Teil des Freelance-Teams bei ESI immer am Puls der eSports-Szene. Ob knallharte DotA-2-Matches, nervenaufreibende Survival-Abenteuer in Subnautica oder entspannte Stunden mit Cozy Games wie Stardew Valley — sie liebt die ganze Bandbreite des Gaming-Universums. Abseits davon bringt sie als Software-Entwicklerin und Freelancerin ihr Können in die Welten von Technologie, Mode, Finanzen und iGaming ein, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und spannenden Projekten.