Mit Esports World Cup: Level Up liefert Amazon Prime Video eine Dokumentarserie, die den Puls der Zeit trifft. Seit ihrer Premiere am 1. Juni 2025 nimmt die fünfteilige Serie Zuschauer mit auf eine Reise hinter die Kulissen des Esports World Cup (EWC) 2024 in Riad – dem bisher größten E-Sport-Event der Geschichte.
Doch was macht diese Doku so besonders? Ist sie nur ein glanzvolles Schaufenster für ein Mega-Event oder ein tiefgehender Blick auf die Menschen, die den E-Sport leben? Wir gehen im Detail auf Level Up ein – von den packenden Geschichten der Protagonisten über die filmische Umsetzung bis hin zu den heiklen Fragen rund um die geopolitische Bühne.
Menschliche Dramen im Fokus
Was Level Up von anderen Sport-Dokus abhebt, ist der Fokus auf die Menschen hinter den Bildschirmen. Die Serie porträtiert eine bunte Riege an Akteuren , von Superstars bis Underdogs. Da ist Faker, die lebende Legende von League of Legends, der mit seinem Ruhm und der Einsamkeit kämpft, die dieser mit sich bringt.
Oder Kasimili „Soka“ Tongamoa, der mit seiner provokanten Art im Warzone-Turnier polarisiert, aber eine schwierige Kindheit in Oakland hinter sich hat. Besonders berührend ist die Geschichte von Sanford Vinuya, einem 19-jährigen Mobile Legends-Spieler, der nach dem Schlaganfall seines Vaters zum Familienernährer wurde.
Ein weiteres Highlight sind die indonesischen Schwestern Cindy und Michelle Siswanto von Team Vitality. Ihre emotionale Achterbahnfahrt – ein Turnier-Hoch, überschattet vom Tod ihres Großvaters – zeigt, wie nah Triumph und Tragödie im E-Sport beieinanderliegen.
Ebenso beeindruckt die Geschichte von Yevhen Zolotarov, dem CEO von Natus Vincere, der sein Team in Riad führt, während in seiner ukrainischen Heimat Krieg herrscht. Diese Erzählungen machen Level Up zu mehr als einer Event-Doku: Sie zeigen den E-Sport als Bühne für universelle menschliche Erfahrungen, von Ehrgeiz über Verlust bis hin zu Hoffnung.
Esports in einer Qualitätsserie
R.J. Cutler, bekannt für Werke wie Billie Eilish: The World’s a Little Blurry, bringt seinen charakteristischen Cinema-Verité-Stil ein. Die Kamera ist hautnah dran: ob in den Trainingsräumen, in den Wohnzimmern der Spieler oder in den tobenden Arenen von Riad.
Der Schnitt wechselt geschickt zwischen Gameplay-Aufnahmen und intimen Momenten, ohne jemals aufdringlich zu wirken. Interviews und Off-Kommentare erklären die komplexe Welt des EWC auch für Laien verständlich, während die von Sony Pictures Television und der EWC Foundation unterstützte Produktion für ein visuelles Erlebnis auf Hollywood-Niveau sorgt.
Besonders gelungen sind die Szenen, die Kontraste einfangen: etwa wenn Zachary „Drazah“ Jordan, Call of Duty-Profi aus Alaska, nach dem Turnier in sein bescheidenes Heimatdorf zurückkehrt und reflektiert, wie E-Sport ihm den Aufstieg ermöglichte. Solche Momente verleihen der Serie Tie tiefgehend, die auch Zuschauer ohne Gaming-Vorwissen fesselt.
Poitik spielt auch eine Rolle
Doch Level Up ist nicht ohne Kontroverse. Der Esports World Cup, finanziert durch Saudi-Arabiens Vision 2030, steht im Verdacht des „Esportswashing“. Kritiker wie Amnesty International werfen dem Königreich vor, mit solchen Events von Menschenrechtsproblemen abzulenken.
Die Doku geht diesen Themen nicht aus dem Weg: Durch Figuren wie Zolotarov, der die Kriegsrealität der Ukraine anspricht, oder die Siswanto-Schwestern, die mit Geschlechterfragen in einer konservativen Kultur konfrontiert sind, werden Spannungen spürbar.
Cutler scheint bewusst einen Balanceakt zu wagen. Er will die Faszination des Events zu zeigen, ohne die politischen Implikationen zu ignorieren. Ob dies gelingt, ist noch offen. Erste Reaktionen in sozialen Medien loben die emotionale Tiefe, doch einige Fans bleiben skeptisch: Ist Level Up ein ehrliches Porträt oder doch PR für Saudi-Arabien?
Die Beteiligung von Ralf Reichert, CEO der EWC Foundation, als Executive Producer verstärkt diesen Zwiespalt. Dennoch: Die Serie liefert genug Substanz, um die Debatte anzuregen – ein Novum für eine E-Sport-Doku.
E-Sport salonfähig
Level Up ist mehr als eine Dokumentation – es ist ein Statement. Es zeigt, dass E-Sport nicht nur ein Nischenphänomen ist, sondern ein globales Kulturereignis, das mit traditionellem Sport konkurrieren kann.
Mit ihrer Mischung aus packendem Storytelling, erstklassiger Produktion und kritischem Subtext spricht die Serie sowohl Hardcore-Gamer als auch ein Mainstream-Publikum an. Für Amazon Prime Video ist es ein strategischer Schachzug, um sich im boomenden Markt der Sport- und Gaming-Inhalte zu positionieren.
Die Doku wirft zudem ein Licht auf die Zukunft des E-Sports: Wie werden Mega-Events wie der EWC die Szene prägen? Und wie wird die Community mit der zunehmenden Kommerzialisierung und politischen Verflechtung umgehen? Level Up liefert keine einfachen Antworten, aber es stellt die richtigen Fragen.
Fazit
Esports World Cup: Level Up ist eine Doku, auf die Fans gewartet haben und zeigt den E-Sport in all seinen Facetten – von der Adrenalin-geladenen Action bis zu den stillen, menschlichen Momenten. Gleichzeitig navigiert die Serie geschickt durch die komplexe Landschaft aus Sport, Kultur und Politik.
Für Neulinge bietet sie einen faszinierenden Einstieg. Ob sie die Erwartungen an eine kritische Reflexion erfüllt, wird die Zeit zeigen. Doch schon jetzt ist klar: Diese Doku markiert einen Wendepunkt für die mediale Wahrnehmung des E-Sports. Also: Einloggen, zurücklehnen und eintauchen in die Welt des Esports World Cup.