Smash-Community streitet um das Mana Summit

Linda Güster
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Amiibo-Figuren von Donkey Kong und Diddy Kong, spielbare Charaktere im Super Smash Bros. Universum, die Spielreihe, die beim Mana Summit gezockt werden soll.

Ein Turnier nur für gebannte Spieler – was wie ein Konzept aus der Kommentarspalte klingt, ist für den September Realität. Das Mana Summit will Spieler zurück auf die Bühne holen, die die offizielle Smash-Szene ausgeschlossen hat. Was als Akt der Rehabilitierung gedacht ist, spaltet die Community. Für die einen ist es ein mutiger Neuanfang, für andere ein riskanter Bruch mit dem Grundverständnis von Fairness im E-Sport.

Ein Event als Gegenentwurf

Am 6. und 7. September soll das Mana Summit stattfinden. Acht Spieler stehen auf der Liste, alle von der aktiven Turnierszene verbannt – teils wegen beleidigender Aussagen, teils wegen des Versuchs, eigene Events abseits der Regeln auf die Beine zu stellen. Die Veranstalter sprechen von einem Ort der zweiten Chancen. Eine Gegenöffentlichkeit zum etablierten Smash-Kosmos, geboren aus Frust, Protest und dem Gefühl, ungerecht behandelt worden zu sein.

Im Zentrum steht TheManaLord, selbst aus der Szene ausgeschlossen. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen die Community, spricht von Doppelmoral, Cancel Culture und sozialer Ächtung. Mit dem Mana Summit will er ein anderes Bild zeichnen – eines, das auch für kontroverse Persönlichkeiten wieder Platz schaffen will. Unterstützt wird er von Spielern wie Zion, DaShizWiz oder Mekk, allesamt Namen, die für intensive Diskussionen sorgen.

Wer darf mitspielen – und wer nicht?

In der Smash-Szene sind Bans kein leichtfertiges Mittel. Meistens gehen ihnen lange Diskussionen voraus, klare Regelverstöße oder anhaltende Community-Interventionen. Die offizielle Turnierlandschaft hat sich über Jahre klare Standards erarbeitet, gerade im Umgang mit problematischem Verhalten. Das Mana Summit stellt diese Standards offen infrage. Es will keinen Freifahrtschein, aber ein anderes Narrativ: Dass Fehler nicht gleichbedeutend mit lebenslanger Verbannung sind.

Gleichzeitig geht es auch um Sichtbarkeit. Viele der gebannten Spieler haben durch das Turnier zum ersten Mal wieder eine Bühne – und viele in der Szene fragen sich, ob man ihnen diese überhaupt geben sollte. Für einige ist das Summit deshalb nicht Rehabilitierung, sondern Rückfall.

Eine Szene im Streit mit sich selbst

Die Reaktionen sind heftig. Streams, Foren, soziale Medien – überall wird diskutiert. Es geht nicht mehr nur um das Turnier, sondern um Grundsatzfragen: Wer hat das Recht auf eine zweite Chance? Wie wird mit Fehlverhalten umgegangen? Und wie viel Widerspruch erträgt eine Community, die sich lange durch Nähe, Vertrauen und Ehrenamt definiert hat?

Die einen sprechen von notwendiger Reflexion, von einer Szene, die sich zu sehr abschottet und dabei vergisst, dass auch Menschen hinter den Banns stehen. Andere sehen in der Veranstaltung eine gefährliche Plattform – nicht weil sie Spieler zurückholt, sondern weil sie bestehende Grenzen bewusst missachtet. Zwischen den Lagern liegt keine einfache Meinungsverschiedenheit, sondern eine echte Belastungsprobe.

Zwischen Symbolik und Realität

Das Mana Summit ist mehr als nur ein Nischenturnier. Es ist Ausdruck eines tiefer liegenden Konflikts. Einer Szene, die größer geworden ist, professioneller, aber auch komplexer. Wo früher alles über Discords und DMs lief, stehen heute Fragen nach Öffentlichkeit, Verantwortung und der Wirkung nach außen im Raum. Das Summit trifft diesen Nerv – mit voller Wucht.

Noch ist unklar, wie groß die Reichweite des Turniers am Ende wirklich sein wird. Aber klar ist schon jetzt: Die Debatte darum wird bleiben. Und sie wird Spuren hinterlassen. In der Art, wie Bans ausgesprochen werden. In der Frage, wie Szenen mit interner Kritik umgehen. Und darin, ob E-Sport mehr sein kann als reine Leistung – nämlich auch ein Ort, in dem Umgangsformen, Fehlerkultur und Machtverhältnisse verhandelt werden.

Linda Güster ist leidenschaftliche Gamerin und als Teil des Freelance-Teams bei ESI immer am Puls der eSports-Szene. Ob knallharte DotA-2-Matches, nervenaufreibende Survival-Abenteuer in Subnautica oder entspannte Stunden mit Cozy Games wie Stardew Valley — sie liebt die ganze Bandbreite des Gaming-Universums. Abseits davon bringt sie als Software-Entwicklerin und Freelancerin ihr Können in die Welten von Technologie, Mode, Finanzen und iGaming ein, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und spannenden Projekten.