NIP-Krise: Esports vor dem Umbruch?

Ben Touati
Jasmin Bosley
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Image credit: Ninjas In Pyjamas Group

Es muss Mittwoch sein: Die Gaming-Welt steht mal wieder am Abgrund. Zuerst hat Ubisoft im letzten Jahr für Wirbel gesorgt, als CEO Yves Guillemot nach den mauen Verkäufen von Star Wars Outlaws meinte, „solide Spiele“ reichen nicht mehr und Gamer hätten „außergewöhnliche Erwartungen“.

Die Spieler kriegen also die Schuld, wenn ein Spiel floppt? Jeder Gamer hätte Guillemot im Vorfeld sagen können, dass es dafür einen Shitstorm geben würde. Man fragt sich, warum er es selbst nicht wusste.

Es scheint momentan, als wäre die Verbindung zwischen Entwicklern und Fandom nicht besonders stabil. Das zeigt, wie angespannt die Lage in der Branche ist.

Image credit: Reddit

Aber während Ubisoft mit solchen Aussagen für Kopfschütteln sorgt, hat die Esports-Organisation Ninjas in Pyjamas (NIP) Group ganz andere Probleme: Ein fetter Verlust von 12,7 Millionen US-Dollar im Jahr 2024. Doch statt die Fans zu bashen, setzt NIP auf Partnerschaften und neue Ideen. Klingt nach einem Plan! Aber wird das reichen?

ROUND 1: Krise vs ?

NIP hat 2024 einen Verlust von 12,7 Millionen US-Dollar eingefahren. Zwar sind die Gesamteinnahmen leicht um 1,9 % auf 85,3 Millionen gestiegen, doch der Bruttogewinn ist von 7,2 auf 3 Millionen abgestürzt.

Ein kleiner Lichtblick: Die Veranstaltungsproduktion wuchs um satte 147,5 %. Trotzdem – im Vergleich zum 13,3-Millionen-Verlust im Vorjahr bleibt das ein Warnsignal. Selbst die Boss-Level-Giganten wackeln.

NIP zieht nun alle Register: neue Deals mit Red Bull (verlängert im März 2025), 40 Millionen US-Dollar Unterstützung vom Abu Dhabi Investment Office, ein Free-to-Play Blockchain-RPG namens MIR M (entwickelt mit The9 Limited), und eine Kooperation mit Juventus. Obendrauf: das Sci-Fi-MOBA Re: Aetatis,das über Skins und Season Passes im Live-Service-Modell monetarisiert wird.

Auch beim Fan-Engagement werden neue Wege beschritten: Mit XBorg ist eine App geplant, die NFT-Belohnungen und exklusive Ingame-Erlebnisse verspricht – ein Versuch, digitale Nähe direkt zu Geld zu machen. CEO Hicham Chahine setzt ambitioniert auf Innovation und Community-Bindung. Wenn diese Modelle greifen, könnten sie helfen, NIP finanziell breiter aufzustellen. Und das könnte der Gamechanger sein.

ROUND 2: Qualität vs Schnelligkeit

Finanzielle Krisen wie bei NIP bringen Unternehmen oft in die Klemme: Schnell was machen oder lieber auf Qualität setzen? Die Verschiebung von Spielen wie „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“ auf Oktober 2025 zeigt, wie tricky das ist.

Wenn NIP jetzt mit Projekten wie „MIR M“ in die Spieleentwicklung einsteigt, könnten sie in Versuchung geraten, die Sache zu überstürzen. Aber wer will schon ein halbgares Spiel? Esports-Fans lieben Innovation und Perfektion. Wenn diese Faktoren leiden, lassen Gamer das die Entwickler immer wissen.

NIP scheint das zu verstehen und setzt auf langfristige Strategien statt schnelle Lösungen. Ihre Partnerschaften und neuen IPs sollen die Marke stärken, ohne die Fans zu vergraulen. Aber mal ehrlich: Reicht das, wenn die Kasse weiter leer bleibt? Das ist die Millionen-Dollar-Frage, oder besser gesagt, die 12,7-Millionen-Dollar-Frage.

ROUND 3: Abholen vs vergraulen

Gamer sind nicht nur Zuschauer, sondern das Herz der Esports-Welt. Und NIP hat das offenbar geschnallt. Statt die Community für hohe Erwartungen zu tadeln, so wie Ubisoft es mit ihrer „Die Gamer sind schuld“-Nummer versucht hat, setzt NIP auf Zusammenarbeit.

Sie haben eine Fan-Engagement-App mit dem Web3-Unternehmen XBorg geplant und Events wie den Red Bull Wings For Life World Run im Mai 2025 genutzt, um die Fans einzubinden. Solche Aktionen sagen: „Hey, ihr seid uns wichtig!“ Das ist ein smarter Move. Fans, die sich gehört fühlen, bleiben loyal, und das ist in einer Krise Gold wert. Die Frage ist nur: Wie lange können solche Initiativen die finanziellen Löcher stopfen?

Riot Games zeigt mit Wett-Sponsoren für League of Legends und VALORANT, wie man neue Einnahmequellen anzapft, ohne die Seele zu verkaufen. NIP macht da mit: Kooperationen mit BYD, einem chinesischen Autoriesen, und die Expansion in den Nahen Osten mit Events wie dem Esports World Cup sind vielversprechend. Solche Schritte könnten die Kasse füllen und die Marke pushen.

Aber es braucht Fingerspitzengefühl. Neue Modelle müssen die Fans abholen, nicht abschrecken. NIP scheint das zu verstehen, aber der Weg ist noch lang.

Fazit: FIGHT!

Die Krise bei Ninjas in Pyjamas ist ein Weckruf für die Esports-Welt. Mit 12,7 Millionen US-Dollar Verlust 2024 steht NIP vor einer harten Wahl: Kurzfristige Maßnahmen oder langfristige Vision? Im Vergleich zu G2 Esports, das im März 2025 eine siebenstellige Investition eingesackt hat, setzt NIP auf Partnerschaften und Innovation. Vielleicht ist das der Startschuss für einen neuen Aufschwung. Vielleicht aber auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Ben Touati schreibt über Esports, Games und digitale Welten – mit einem Blick, der zwischen analytischem Tiefgang und nerdiger Begeisterung pendelt. Sein Background in Linguistik verleiht ihm ein feines Gespür für Sprache, Struktur und die kleinen Nuancen, die große Geschichten tragen. Ob aktuelle Entwicklungen im kompetitiven Gaming, neue Trends oder Arnold Schwarzeneggers Englisch: Ben liefert Einordnungen mit Substanz – immer durchzogen von Popkultur-Referenzen, filmreifen Metaphern und dem leisen Verdacht, dass das alles irgendwie mit Buffy the Vampire Slayer und Watchmen zu tun hat.