Riot Games öffnet die Tore für Wett-Sponsoren: Revolution oder Risiko?

Ben Touati
Jasmin Bosley
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Image credit: Riot Games

Riot Games, Macher von League of Legends (LoL) und VALORANT, hat gerade einen Paukenschlag in der Esport-Welt gelandet: Ab 2025 dürfen Top-Tier-Teams Partnerschaften mit Wettanbietern eingehen. Dieser Schritt bricht mit der bisherigen Anti-Glücksspiel-Philosophie des Unternehmens und spaltet die Community.

Während einige diesen Move als rettenden Anker für finanziell angeschlagene Teams sehen, warnen andere vor einer gefährlichen Normalisierung von Glücksspiel unter Jugendlichen. Was bedeutet diese Entscheidung für den Esport,

Riots neuer Ansatz

Jahrelang hat Riot Games Glücksspiel-Sponsoren rigoros ausgeschlossen, um die Integrität des Esports und den Schutz junger Fans zu gewährleisten. Doch die Realität der Branche ist gnadenlos: Viele Teams kämpfen mit finanziellen Engpässen, da Preisgelder und klassische Sponsoren oft nicht ausreichen.

Der globale Wettmarkt für LoL und VALORANT belief sich 2024 auf 10,7 Milliarden US-Dollar, wovon 70 % über unregulierte Plattformen liefen. Riot will diesen Markt nun kanalisieren, indem regulierte Wettanbieter zugelassen werden, die Teams neue Einnahmequellen erschließen.

Laut John Needham, Leiter für Esports bei Riot, ist dies ein „verantwortungsbewusster Schritt“, der nach intensiven Gesprächen mit Teams getroffen wurde.

Die Entscheidung könnte Teams ermöglichen, in Training, Spieler und Events zu investieren. Doch der Preis ist hoch: In Regionen mit strengen Glücksspielgesetzen, wie China oder den Golfstaaten, könnten Teams vor regulatorischen Hürden stehen. Zudem droht eine Entfremdung von Fans, die Glücksspiel ablehnen, was die Popularität der Spiele langfristig gefährden könnte.

So war das nicht abgemacht

Die Reaktionen in der Esport-Szene sind ein Spiegel der Kontroverse. Für viele ist die Entscheidung ein notwendiger Schachzug, um die finanzielle Nachhaltigkeit des Esports zu sichern. Andere sehen darin einen Verrat an den Werten des kompetitiven Gamings.

„Glücksspiel ist ein Raubtier, das junge Fans ausnutzen könnte“, kommentierte ein Fan auf Social Media, was die Sorge um die Zielgruppe von 18- bis 26-Jährigen – 46 % der globalen Esport-Zuschauer – unterstreicht. Statistiken zeigen, dass diese Altersgruppe besonders anfällig für Glücksspiel ist, was ethische Fragen aufwirft.

Nicht alle Teams springen auf den Zug auf. Movistar KOI, unter der Leitung von CEO Adam Adamou, hat angekündigt, auf Wett-Sponsoren zu verzichten, da die Risiken die Vorteile überwiegen. Diese Spaltung zeigt, dass die Branche vor einer Zerreißprobe steht: Finanzielle Sicherheit versus moralische Integrität.

Regeln müssen sein

Um die Wogen zu glätten, hat Riot strenge Regeln eingeführt. Wettmarken dürfen nicht in offiziellen Streams beworben werden, und Teamtrikots bleiben frei von Wett-Logos. Zudem müssen Sponsoren einen rigorosen Prüfprozess durchlaufen und GRID-Daten nutzen, um Transparenz zu gewährleisten.

Teams sind verpflichtet, interne Integritätsprogramme aufzubauen. Diese Maßnahmen sollen die Integrität des Wettbewerbs schützen und die Auswirkungen auf junge Zuschauer minimieren.

Doch ob sie ausreichen, um die Skepsis der Community zu zerstreuen, bleibt fraglich.

Geht es jetzt so weiter?

Riots Entscheidung könnte eine Kettenreaktion auslösen. Als Branchenriese könnte das Unternehmen andere Publisher wie Blizzard oder Epic Games dazu inspirieren, ähnliche Wege zu gehen. Dies würde die Finanzierung des Esports revolutionieren, aber auch die Gefahr bergen, dass Glücksspiel in einem bisher inklusiven Raum Normalität wird.

Die globale Umsetzung ist kompliziert: In den USA variieren die Glücksspielgesetze von Staat zu Staat, und in Ländern mit Verboten könnte die Entscheidung Teams in Bedrängnis bringen. Riot plant, die Auswirkungen 2025 genau zu beobachten, um Anpassungen vorzunehmen.

Fazit

Riots Wette auf Wett-Sponsoren ist ein riskanter Tanz auf einem schmalen Grat. Die Entscheidung könnte die Esport-Branche finanziell stabilisieren und neue Möglichkeiten eröffnen, doch sie droht, die Community zu spalten und die Integrität des Sports zu untergraben.

Ob dieser Schritt als visionär oder verheerend in die Gaming-Annalen eingeht, hängt davon ab, wie Teams, Fans und Regulierungsbehörden reagieren. Eines ist sicher: Die Esports-Welt wird nicht mehr dieselbe sein.

Ben Touati schreibt über Esports, Games und digitale Welten – mit einem Blick, der zwischen analytischem Tiefgang und nerdiger Begeisterung pendelt. Sein Background in Linguistik verleiht ihm ein feines Gespür für Sprache, Struktur und die kleinen Nuancen, die große Geschichten tragen. Ob aktuelle Entwicklungen im kompetitiven Gaming, neue Trends oder Arnold Schwarzeneggers Englisch: Ben liefert Einordnungen mit Substanz – immer durchzogen von Popkultur-Referenzen, filmreifen Metaphern und dem leisen Verdacht, dass das alles irgendwie mit Buffy the Vampire Slayer und Watchmen zu tun hat.