Tiefsee-Gaming: Was Esports mit Meeresforschung zu tun hat

Ben Touati
Jasmin Bosley
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Image credit: Global Esports Federation

Im Mai 2025 tauchten Forscher in die Tiefen des Marianengrabens und entdeckten faszinierende Meereswesen, darunter bislang unbeschriebene Mikroorganismen und neue Tiefseefisch-Arten. Auf den ersten Blick scheint diese Entdeckung weit entfernt von der pusierenden Welt des Esports.

Doch ein zweiter Blick enthüllt eine unerwartete Verbindung: FathomVerse, ein mobiles Spiel, das Spieler dazu einlädt, Tiefseearten zu identifizieren und so die Wissenschaft zu unterstützen.

Diese Schnittstelle aus Gaming und Forschung könnte die Esports-Community in eine neue Ära führen, in der Wettkampf und gesellschaftlicher Nutzen Hand in Hand gehen.

Into the Abyss

Im Mai 2025 machte ein Forscherteam des Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) Schlagzeilen mit der Entdeckung neuer Tiefsee-Mikroben und bislang kaum dokumentierter Tiefseefische im Marianengraben.

Diese Entdeckungen sind nicht nur für Meeresbiologen, sondern auch für das Spiel FathomVerse interessant: Es verbindet „Mitmach-Wissenschaft“ mit spielerischem Wettbewerb und motiviert Spieler, die Artenvielfalt der Tiefsee kennenzulernen und zu klassifizieren.

FathomVerse: Game On for Science

FathomVerse, im Mai 2024 veröffentlicht, ist ein mobiles Spiel, das Spieler dazu anregt, Bilder von Tiefseeorganismen aus der FathomNet-Datenbank zu klassifizieren. Diese Klassifizierungen trainieren KI-Modelle, die Wissenschaftlern helfen, neue Arten zu identifizieren. Das Spiel bietet:

  • Trainingsmissionen: Spieler lernen, über 40 Meeresarten zu unterscheiden.
  • Klassifizierungsherausforderungen: Punkte gibt’s für korrekte Identifikationen, mit Bonuszahlungen für bisher unbekannte Organismen.
  • Level-System: Mehrere Fortschrittsstufen und Abzeichen sorgen für Motivation.
  • Community: Ein Discord-Server verbindet Spieler weltweit.

Bis Juni 2025 wurden laut MBARI über 30.000 Klassifizierungen in FathomVerse registriert.

Kakani Katija, Leiterin des MBARI Bioinspiration Lab, betont: „Spieler sehen Tiere, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“ Diese Mischung aus Entdeckung und spielerischem Ehrgeiz macht FathomVerse zu einem perfekten Kandidaten für die Esports-Welt.

GG, Meereswelt

Die Fähigkeiten, die Esports-Profis in Titeln wie Dota 2 oder League of Legends perfektionieren – schnelle Mustererkennung, präzise Entscheidungen unter Druck und Teamkoordination – sind wie geschaffen für FathomVerse.

Spieler müssen visuelle Hinweise blitzschnell analysieren, ähnlich wie sie in einem Match Gegnerbewegungen lesen. Ein Esports-Profi, der in Counter-Strike Gegner auf der Minimap trackt, könnte mit derselben Präzision Tiefseearten identifizieren.

Die Esports-Industrie hat bereits bewiesen, dass sie über den Wettkampf hinausblicken kann. Im Juli 2024 startete die Global Esports Federation (GEF) die Global Social Impact Initiative (GSII) auf der UNESCO-Konferenz „Change the Game“ in Paris, mit Unterstützung von Partnern wie Intel. Solche Initiativen zeigen, dass Esports bereit ist, seine Reichweite für wissenschaftliche Zwecke zu nutzen.

Boss Fight: Tiefsee Edition

Veranstalter könnten Showmatches oder Charity-Turniere organisieren, bei denen Spieler um die schnellste Klassifisierung von Tiefseearten kämpfen. Solche Events würden nicht nur die Community begeistern, sondern auch Spenden für die Meeresforschung generieren – ein Modell, das bei Charity-Streams auf Twitch bereits erfolgreich ist.

Man stelle sich vor: Ein FathomVerse-Turnier beim Esports World Cup, bei dem Teams wie Team Liquid oder Fnatic um die höchste Punktzahl wetteifern, während Fans live auf Twitch mitfiebern. Die visuelle Ästhetik der Tiefsee, gepaart mit der Intensität eines Esports-Matches, könnte ein breites Publikum fesseln.

Level Up, Esports

Die Esports-Community, vor allem junge Erwachsene, überschneidet sich stark mit der Zielgruppe von FathomVerse. Content-Creators auf Twitch und YouTube könnten FathomVerse-Challenges streamen, ähnlich wie sie Fortnite– oder Call-of-Duty-Events hypen. Die virale Natur von Social Media könnte die Reichweite solcher Initiativen verstärken.

Die deutsche Esports-Szene, bekannt für ihre Innovationskraft, könnte von dieser Verbindung profitieren. Ein FathomVerse-Event bei der Gamescom 2025 in Köln könnte Fans und Spieler gleichermaßen anziehen und die Schnittstelle von Gaming und Wissenschaft einem breiten Publikum präsentieren.

Nächste Mission: Die Meere retten

Die Partnerschaft zwischen GEF und UNESCO zeigt, dass Esports mehr als Unterhaltung ist. Ähnliche Kooperationen mit Institutionen wie dem MBARI könnten FathomVerse in den Mainstream heben.

Esports-Organisationen könnten Trainingsprogramme für FathomVerse entwickeln, bei denen Profispieler ihre Fähigkeiten in Mustererkennung und Entscheidungsfindung an Amateure weitergeben.

Solche Initiativen könnten die Wahrnehmung von Esports verändern, indem sie zeigen, dass Gamer nicht nur um Ruhm, sondern auch um wissenschaftlichen Fortschritt kämpfen können.

Die Integration von Wissenschaft in Esports könnte auch neue Talente anziehen. Spieler, die in FathomVerse glänzen, könnten von Esports-Teams gescoutet werden, ähnlich wie Talentsucher in traditionellen Sportarten agieren. Dies würde die Esports-Szene diversifizieren und ihre gesellschaftliche Relevanz stärken.

Fazit

Die Entdeckung neuer Tiefseearten im Mai 2025 und die Entwicklung von FathomVerse eröffnen eine spannende Schnittstelle zwischen Gaming und Wissenschaft.

Ob durch Turniere beim Esports World Cup oder durch virale Streams auf Twitch – Esports hat die Chance, die Meeresforschung zu unterstützen und so seine eigene Bedeutung zu erweitern. Die Tiefsee mag dunkel und geheimnisvoll sein, doch mit FathomVerse und der Power des Gamings könnte sie bald in neuem Licht erstrahlen.

Es ist Zeit, dass Gamer ihre Fähigkeiten nutzen, um nicht nur digitale Arenen, sondern auch die Ozeane der Welt zu erobern.

Ben Touati schreibt über Esports, Games und digitale Welten – mit einem Blick, der zwischen analytischem Tiefgang und nerdiger Begeisterung pendelt. Sein Background in Linguistik verleiht ihm ein feines Gespür für Sprache, Struktur und die kleinen Nuancen, die große Geschichten tragen. Ob aktuelle Entwicklungen im kompetitiven Gaming, neue Trends oder Arnold Schwarzeneggers Englisch: Ben liefert Einordnungen mit Substanz – immer durchzogen von Popkultur-Referenzen, filmreifen Metaphern und dem leisen Verdacht, dass das alles irgendwie mit Buffy the Vampire Slayer und Watchmen zu tun hat.